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Geschäftsbericht 2020

Lagebericht

Die Graubündner Kantonalbank will mit ihrer Vision «Zeichen setzen» eine Wirkung erzielen. Die Ausgangslage dafür ist gut: Sowohl bei der Marktpositionierung wie auch bei Produktivität und Rentabilität ist die Bank innerhalb der angestrebten Zielgrössen. Das ist eine sehr solide Basis für die angestrebte Stärkung der Wettbewerbsposition im Heimmarkt und für ausserkantonales Wachstum in ausgewählten Geschäftsfeldern. Zudem verleiht der GKB die überdurchschnittliche Eigenmittelüberdeckung, im Vergleich zu den aufsichtsrechtlichen Anforderungen, in jeder Phase Stabilität und Sicherheit.

Wirtschaftliches Umfeld: Erste Covid-19-Welle gut überstanden

Das soziale und wirtschaftliche Leben stand im Berichtsjahr unter dem Einfluss der Corona-Pandemie. Die Schweizer Wirtschaft konnte sich dem weltweiten konjunkturellen Einbruch nicht entziehen. Der staatlich verordnete Shutdown sowie die Unsicherheiten führten zu weniger Konsumausgaben und einer höheren Sparquote. Die schnellen und unbürokratischen staatlichen Hilfsmassnahmen haben aber bisher eine schlimmere Rezession verhindert. Insbesondere die grosszügige Anwendung der Kurzarbeitsentschädigung sowie die Liquiditätsversorgung mittels Covid-19-Krediten zeigten Wirkung. Zudem konnte die SNB mit Interventionen am Devisenmarkt weiterhin die Aufwertung des Frankens in Grenzen halten. Allgemein haben die Zentralbanken weltweit die Märkte mit genügend Liquidität versorgt.

Dieses koordinierte Eingreifen der Notenbanken sorgte dafür, dass die enormen Wertverluste an den Kapitalmärkten zum Zeitpunkt des Ausbruchs der Pandemie wettgemacht werden konnten. So resultierte ein mehrheitlich positives Börsenjahr; dies trotz hoher Volatilität. Die Interventionen der SNB hielten die Zinsen am kurzfristigen Geldmarkt tief. Anders die Kapitalmarktzinsen, sie sind zwischenzeitlich durch eine starke Zunahme der Kreditzuschläge deutlich angestiegen.

Die Wirtschaft Graubündens überstand die erste Welle besser als erwartet. Der erste Shutdown kam glücklicherweise am Ende einer sehr guten Wintersaison. Und in der Sommersaison verzeichneten viele Tourismusdestinationen Buchungsrekorde. Dies, weil die Reisebeschränkungen die Schweizer Bevölkerung zu Ferien im Inland gezwungen haben und weil die Abhängigkeit von ausländischen Gästen im Kanton Graubünden im Sommer deutlich tiefer ist als im Winter.

Der zweite Shutdown trifft die Gastronomie, die Tourismusbranche allgemein und deren Zulieferbetriebe hart. Hier steigt das Risiko von vermehrten Konkursen. Der Detailhandel leidet ebenfalls unter den Schliessungen. Aus der Baubranche kommen zwar positive Signale fürs Gesamtjahr, im Frühling waren aber die Lieferketten teilweise unterbrochen. Deshalb haben zahlreiche Betriebe aus dem Bau- und Bau-Nebengewerbe Covid-19-Kredit beantragt. Über alle Branchen aber zeigt sich nach wie vor, dass finanziell gesunde Betriebe mit zukunftsträchtigem Geschäftsmodell einen Weg durch die Krise finden werden.

Strategische Entwicklung: Ziele erreicht

Unter Berücksichtigung der Ausgangslage erwirtschaftete die GKB ein gutes operatives Ergebnis. Die strategischen Ziele bezüglich Wachstum, Produktivität und Rentabilität wurden übertroffen. Das Nettoneugeschäft (Geschäftsvolumen) von +2.06 Milliarden Franken (+3.7 Prozent) beinhaltet ein namhaftes Wachstum im Anlage- und Ausleihungsgeschäft. Die Produktivitätskennzahl konnte unter dem Zielwert von 55 Prozent gehalten werden (CIR II: 52.2 Prozent). Die Ertragsstärke zeigt sich in einer, unter Berücksichtigung der starken Eigenkapitalbasis, hohen Rentabilität (RoE: 6.8 Prozent/-0.4 Prozentpunkte) resp. Überrendite (7.3 Prozent / -0.3 Prozentpunkte).

Zielerreichung Handlungsfelder

 

Ziel 2020

Ist 31.12.2020

Abweichung Ist zu Ziel 2020

 

 

 

 

Value Management

 

 

 

Renditeüberschuss gegenüber Bundesanleihen

3.0 %

7.3 %

4.3 %-Punkte

Marktbearbeitung/Beteiligungen

 

 

 

Wachstum Kundenausleihungen 1)

2.2 %

3.3 %

1.1 %-Punkte

Wachstum Kundenvermögen 1)

2.0 %

3.8 %

1.8 %-Punkte

Prozessmanagement

 

 

 

Cost/Income-Ratio II 2)

<55 %

52.2 %

–2.8 %-Punkte

Risikomanagement

 

 

 

Eigenmittelausstattung (CET-1-Ratio)

17.5 % bis 22.5 %

20.4 %

im Limit

Sensitivität des Eigenkapitals 3)

–9.0 % bis –15.0 %

–11.8 %

im Limit

1) Netto, um Marktschwankungen und Kapitalerträge bereinigt (Neugeldquote).

2) Geschäftsaufwand inklusive Abschreibungen im Verhältnis zum Bruttoertrag.

3) Wertveränderung beim Stammhaus bei einem Zinsanstieg von 1.5 Prozentpunkten.

Jahresergebnis: 180.9 Millionen Franken / -2.5 Prozent

Der Geschäftserfolg als Massstab des operativen Erfolges liegt mit 188.2 Millionen Franken 6.8 Prozent unter dem Vorjahreswert (Vorjahr: 201.8 Millionen Franken). Das operative Geschäft litt im Jahresvergleich primär unter der im Vergleich zum Vorjahr schlechteren Performance der Aktienmärkte, welche sich sowohl über die performanceabhängigen Gebühren im Kommissionsgeschäft als auch bei den Bewertungskorrekturen der Finanzanlagen bemerkbar machte. Der ausgewiesene Konzerngewinn kann mit 180.9 Millionen Franken gegenüber dem Vorjahr (-2.5 Prozent) knapp gehalten werden. Der Konzerngewinn vor Reservebildung exkl. Minderheiten konnte erwartungsgemäss mit 177.5 Millionen Franken (–9.4 Millionen Franken) das Vorjahresniveau nicht erreichen. Das Ergebnis entspricht einem Gewinn je Partizipationsschein von 71.21 Franken (Vorjahr: 74.98 Franken). Ausführlichere Informationen zum Jahresbericht finden sich im publizierten Jahresabschluss vom 4. Februar 2021.

https://www.gkb.ch/de/Seiten/Medienmitteilungen

Eigenkapital: Kernkapitalquote von 20.4 Prozent

Die CET-1-Ratio des Konzerns liegt mit 20.4 Prozent (Vorjahr: 20.9 Prozent) leicht über der Mitte des strategischen Zielbandes von 17.5 bis 22.5 Prozent und damit deutlich über der aufsichtsrechtlichen Vorgabe von 12 Prozent. Die strategisch angestrebte Krisenresistenz der Bank widerspiegelt sich in den grosszügig bemessenen Stossdämpfern.

Ausschüttungen: Dividende von 40 Franken unverändert

Das gute Ergebnis ermöglicht der Bank, die Dividende bei 40.00 Franken zu belassen. Insgesamt werden über die Dividende 100 Millionen Franken an den Kanton Graubünden und die Partizipanten ausgeschüttet. Der Kanton Graubünden erhält inklusive Abgeltung der Staatsgarantie 87.3 Millionen Franken. Dem Beitragsfonds für nichtkommerzielle Projekte aus den Bereichen Kultur, Gemeinnütziges, Sport, Wirtschaft und Tourismus sowie Gesellschaftliches fliessen 3.7 Millionen Franken zu.

Wirtschaft: Langsame Erholung mit Risiken

Die Weltwirtschaft durchlebt aufgrund der Corona-Pandemie eine tiefe Rezession. Im Jahr 2021 wird -  unterstützt durch die Notenbanken und staatliche Hilfen - eine Normalisierung der konjunkturellen Situation erwartet (CH: BIP-Wachstum 2021 von ca. 2.75 Prozent). Die Auswirkungen der Pandemie sind tiefgreifend und teilweise längerfristig. Das Vorkrisenniveau der Wirtschaftsleistung wird frühestens Ende 2022 erreicht werden. Begleitet wird der Erholungsprozess von strukturellen Veränderungen (Konkurse / Beschäftigung) und einer Aufwertungstendenz des Frankens. Das Risiko von steigenden Leerbeständen steigt namentlich bei Gewerbeobjekten.

Die wirtschaftliche Entwicklung im Kanton Graubünden ist zur Zeit über den Tourismus direkt von den nationalen und lokalen Covid-19-Fallzahlen abhängig. Die wichtigsten Branchen im Kanton, der Tourismus und die Bauwirtschaft, könnten jedoch in naher Zukunft von einer Verschiebung der Wertvorstellungen bei der Bevölkerung aufgrund der Covid-19-Pandemie profitieren.

Die strukturellen Herausforderungen (Verschuldung / Ungleichgewichte) sowie das geopolitische Konfliktpotenzial erhalten nach Überwinden der Corona-Pandemie wieder grössere Aufmerksamkeit.

Ausblick 2021

Die Bank erwartet auch im laufenden Jahr ein gutes Ergebnis. Der Konzerngewinn dürfte sich unter Berücksichtigung des wirtschaftlichen Umfeldes im Rahmen des Berichtsjahres bewegen. Entwickeln sich die Aktienmärkte im historischen Durchschnitt, wird ein Gewinn je Anteilsschein von zirka 70.00 Franken erwartet.

Wachstumsaussichten: Wettbewerbsintensität steigt

Im Kundengeschäft rechnet die GKB für 2021 mit einem leicht schwächeren Wachstum bei den Kundenausleihungen. Die Wettbewerbsintensität bei erstklassigen ausserkantonalen Hypotheken steigt weiter, und das Wirtschaftswachstum im Kanton Graubünden bleibt unterdurchschnittlich. Der erwartete Neugeldzufluss beim Anlagevolumen liegt bei rund 400 Millionen Franken.

Risikobeurteilung S&P: «AA/stabil»

Die Ratingagentur Standard & Poor’s (S&P) hat das ausgezeichnete Rating der Graubündner Kantonalbank bestätigt. Erneut wird die Bank mit der Note «AA/stabil» bewertet. S&P hebt insbesondere die sehr starke Kapitalisierung, unterstützt durch die stabile Ertragssituation, den hohen Marktanteil im Kanton sowie die Staatsgarantie hervor.

Finanzen und Risiko: Primat der Existenzsicherung

Das strategische Handlungsfeld Finanzen und Risiko ist für die Bank aufgrund seiner grossen Bedeutung zentral. Die langfristige Existenzsicherung ist als übergeordnetes Ziel definiert. Die Ausrichtung sowie die Strukturen des Risikomanagements befinden sich im Anhang zur konsolidierten Jahresrechnung im Kapitel 3, «Risikomanagement». Der Risikoverlauf im abgelaufenen Geschäftsjahr inkl. Risikotoleranz und die maximale Belastung der einzelnen Risiken finden sich nachfolgend.

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