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Geschäftsbericht 2019

Risikobericht

1. Einleitung

Dieser Kommentar beschreibt den Risikoverlauf im abgelaufenen Geschäftsjahr. Ausführungen zur grundlegenden Ausrichtung und zur Struktur des Risk Managements befinden sich im Anhang zur konsolidierten Jahresrechnung im Kapitel 3, «Risikomanagement», sowie im Offenlegungsbericht.

Die eingegangenen Markt- und Kreditrisiken der Privatbank Bellerive AG  und Albin Kistler AG sind insgesamt im Vergleich zu den Werten des Stammhauses unwesentlich. Auf eine konsolidierte Betrachtungsweise der Risikosituation wird im Rahmen dieses Risikoberichtes deshalb verzichtet.

2. Kreditrisiken

2.1 Struktur der Kundenausleihungen

Die Kundenausleihungen (Stammhaus) in der Höhe von 20.6 Milliarden Franken verteilen sich zu 57 Prozent auf Privatkunden und zu 43 Prozent auf Geschäftskunden. Ausleihungen an Privatkunden sind in der Regel hypothekarisch oder kurant gedeckt. Im Bereich des selbst genutzten Wohneigentums liegt die durchschnittliche Belehnung bei 56.4 Prozent (Vorjahr 56.7 Prozent). Die Struktur der Geschäftskundenausleihungen widerspiegelt die wirtschaftlichen Gegebenheiten in Graubünden. Immobilienwesen, Gastgewerbe, Gewerbe und Produktion (inkl. Baugewerbe), Energie- und Wasserversorgung sowie Verkehr und Transport (inkl. Bergbahnen) vereinen 65.7 Prozent der Geschäftskundenausleihungen auf sich.

2.2 Gedeckte und ungedeckte Kreditengagements

Rund 84.7 Prozent der ausgesetzten Kreditlimiten (Vorjahr 84.7 Prozent) sind hypothekarisch oder kurant gedeckt. Die ungedeckten Forderungen stammen vor allem aus dem Firmenkundengeschäft und den Ausleihungen an die öffentliche Hand, welche bei der GKB traditionell eine grosse Bedeutung haben. An Blankokreditengagements werden hohe Bonitätsanforderungen gestellt. Aus diesem Grund konzentrieren sich die ungedeckten Ausleihungen zu 80.6 Prozent in sehr guten bis guten Bonitätsklassen (Ratings 1 bis 5) und sind in Bezug auf die Branche diversifiziert.

2.3 Bonitätsstruktur

Firmenkunden werden mit einem Ratingmodell in zehn Bonitätsklassen eingeteilt (siehe Anhang zur konsolidierten Jahresrechnung, Kapitel 3.5.2, «Ratingverfahren»). Gefährdete und überfällige Forderungen werden in einer separaten Ausfallklasse D geführt. 37.6 Prozent der Ausleihungen im Firmenkundenportfolio sind als Investment Grade (Ratings 1 bis 3) eingestuft. Darin enthalten sind auch Finanzierungen an die öffentliche Hand. Weitere 56.1 Prozent fallen in die für das KMU-Segment typischen Ratingklassen 4 bis 7.

Bonitätsstruktur der Kundenausleihungen bei mittleren und grossen Geschäftskunden graphic                                                                                    
Bonitätsstruktur Blankoausleihungen graphic                                                                                

2.4 Gefährdete Forderungen (Impaired Loans), überfällige Forderungen (Non-Performing Loans) und Wertberichtigungen / Rückstellungen

Die gefährdeten Forderungen haben 2019 weiter abgenommen. Der unbesicherte Teil der gefährdeten Forderungen ist wertberichtigt. Der Wertberichtigungs- und Rückstellungsbedarf für Kreditrisiken reduzierte sich 2019 um 5.4 Millionen Franken. Der Nominalwert der Non-Performing Loans lag Ende 2019 bei 50.0 Millionen Franken oder 0.25 Prozent der Kundenausleihungen (Vorjahr 0.2 Prozent). 73.2 Prozent der Non-Performing Loans sind grundpfandgedeckt und haben somit ein beschränktes Verlustrisiko.

2.5 Klumpenrisiken im Kundengeschäft

Die GKB wertet vierteljährlich die grössten Kreditengagements auf Stufe der wirtschaftlichen Einheit aus. Fünf Kreditengagements im Kundengeschäft des Stammhauses sind aufgrund der Überschreitung der 10-Prozent-Grenze der anrechenbaren Eigenmittel (258.2 Millionen Franken) meldepflichtig. Die zwanzig grössten Schuldner der Bank vereinen ein Kreditvolumen von 2’921.1 Millionen Franken oder 14.6 Prozent (Vorjahr 14.7 Prozent) der Kundenausleihungen auf sich.

2.6 Kreditpolitik im aktuellen Wirtschaftsumfeld

Der Tourismus stellt eine Schlüsselbranche der Bündner Wirtschaft dar. Der mit der Aufhebung des EUR/CHF-Mindestkurses im Januar 2015 verbundene markante Rückgang der Logiernächte im Kanton Graubünden konnte gestoppt werden. Seit 2017 können – u. a. aufgrund günstiger Witterungsbedingungen – wieder steigende Frequenzen verzeichnet werden. Dies führt zu einer Entspannung in den Ergebnissen vieler tourismusnaher Betriebe. Bei vielen Hotelbetrieben können jedoch die Mittel für eine Anpassung des Angebotes bzw. die Modernisierung des Betriebes noch nicht selbst erwirtschaftet werden. Zur nachhaltigen Gesundung bedarf es bei sehr vielen Betrieben weiterhin einer Steigerung der Bettenauslastung auf hohem Ertragsniveau.

Kurzfristige Wechselkursschwankungen, konjunkturelle Unsicherheiten sowie kontinuierliche Entwicklungen wie ein verändertes Kundenverhalten (Rückgang der Skifahrertage, Trend zu Kurzaufenthalten, kurzfristige Buchungen/Absagen etc.), Veränderungen in der Gästestruktur sowie die Auswirkungen der Klimaveränderung stellen die Branche weiterhin vor grosse Herausforderungen.

Die Bauwirtschaft im Kanton Graubünden unterliegt einem ungebrochen intensiven Wettbewerb um Bauaufträge. Der Nachfrageeinbruch im Zweitwohnungsbau zwang viele Unternehmungen, ihre Kapazitäten anzupassen, Verlagerungen im Spartenportfolio vorzunehmen oder neue Marktgebiete zu erschliessen. Teilweise machen sich auch Sättigungstendenzen im Erstwohnungsbau bemerkbar (steigende Leerstandsziffern). Die rückläufigen Bauvolumen haben zudem die Konzentrationsbewegung in der Branche weiter verstärkt und zu einer Margenerosion geführt, welche auch die Überlebensfähigkeit einzelner Unternehmungen gefährdet. Stabilisierend wirkt sich das topografisch bedingte stete Auftragsvolumen im Tiefbau aus. Gesamthaft gilt es die stark unterschiedliche regionale Entwicklung zu berücksichtigen.

Die topografischen Voraussetzungen Graubündens führen zu einer sehr heterogenen Wirtschaftsstruktur. Von der prosperierenden Region Churer Rheintal über die touristischen Hotspot-Destinationen bis hin zu peripheren Tälern sind unterschiedlichste strukturelle Entwicklungen anzutreffen. Seit einigen Jahren ist in vielen Regionen eine Tendenz zur Abwanderung in die grösseren regionalen Zentren und ins Churer Rheintal feststellbar. Zudem weist ein negativer Saldo bei der interkantonalen Migration auf einen verstärkten Wegzug aus Graubünden in andere Schweizer Kantone hin. Die leicht positive Bevölkerungsentwicklung im Kanton Graubünden war in den vergangenen fünf Jahren einzig auf die internationale Zuwanderung zurückzuführen. Die internationale Zuwanderung ist insofern nachvollziehbar, als ausländische Arbeitskräfte vor allem in den dominierenden Branchen des Tourismus und der Bauwirtschaft Anstellungsmöglichkeiten gefunden haben. Diese Entwicklung muss jedoch aufmerksam verfolgt werden, da beide Branchen aufgrund der erwähnten Rahmenbedingungen in den vergangenen Jahren mit Schwierigkeiten zu kämpfen hatten und nach wie vor haben. Ein Wegfall von Arbeitsplätzen in diesen Branchen dürfte somit auch den internationalen Wanderungssaldo negativ beeinflussen, was wiederum Konsequenzen für den Immobilienmarkt, den Detailhandel etc. haben dürfte.

Der Immobilienmarkt wird derzeit stark geprägt durch das Tiefzinsumfeld und die Suche nach positiven Renditen. Im privaten Wohnungsbau ist aufgrund der hohen Diskrepanz zwischen den aktuell tiefen Liegenschaftenkosten als Eigentümer und den Mietpreisen eine ungebrochen hohe Nachfrage nach Wohneigentum festzustellen, was zu weiter steigenden Preisen führen dürfte. Dabei ist der wachsenden Asymmetrie zwischen der Entwicklung der Immobilienpreise und der privaten Verschuldung einerseits und den Erwerbseinkommen andererseits ausreichende Beachtung zu schenken. Ebenfalls einer hohen Beachtung bedarf es bei der Wert- und Renditeentwicklung bei den Renditeobjekten. Trotz einem nach wie vor verhältnismässig hohen Mietzinsniveau sinken die Renditen infolge der Wertsteigerungen dieser Liegenschaften auf ein Niveau, welches mittel- bis langfristig das Risiko von Bewertungskorrekturen stark erhöht.

Die GKB führt trotz des schwierigen Umfelds die bisherige Kreditpolitik fort, die Bündner Wirtschaft als berechenbare Finanzierungspartnerin aktiv zu unterstützen. Unter den aktuellen Rahmenbedingungen ist bei der Kreditvergabe sowie bei der periodischen Überprüfung bestehender Engagements weiterhin eine kritisch-realistische Zukunftsbeurteilung unerlässlich.

Wertberichtigungen / Rückstellungen und gefährdete Forderungen / Kundenausleihungen

 

 

 

in CHF 1’000

 

31.12.2019

31.12.2018

31.12.2017

 

 

 

 

Gefährdete Forderungen inkl. Non-Performing Loans (NPL)

181'705

186'326

192'226

davon NPL

50'029

40'317

32'929

Exponierte Forderungen (deutlich geringeres Risiko, s. Definition Anhang 4.1)

533'939

533'951

561'689

Total gefährdete und exponierte Forderungen

715'644

720'277

753'915

 

 

 

 

Wertberichtigungen/Rückstellungen für gefährdete Forderungen

49'969

53'613

60'322

Wertberichtigungen/Rückstellungen für exponierte Forderungen

117'783

119'745

119'469

Wertberichtigungen/Rückstellungen für übrige Kreditrisiken

2'573

2'317

2'317

Total Wertberichtigungen/Rückstellungen für Kreditrisiken

170'324

175'675

182'107

 

 

 

 

Kennzahlen:

 

 

 

NPL in % der Bruttoausleihungen

0.2 %

0.2 %

0.2 %

Gefährdete Forderungen in % der Bruttoausleihungen

0.9 %

0.9 %

1.0 %

Total gefährdete und exponierte Forderungen in % der Bruttoausleihungen

3.6 %

3.7 %

4.0 %

2.7 Bonitätsrisiken Banken

Die Bankenengagements konzentrierten sich im Berichtsjahr auf erstklassige Schweizer Banken.

2.8 Länderrisiken

Die Auslandsengagements konzentrierten sich im Berichtsjahr auf mittel- und nordeuropäische Länder.

3. Bilanzstrukturrisiken

Ausführungen zu den Zins- und Liquiditätsrisiken sind im Offenlegungsbericht zu finden.

4. Übrige Marktrisiken

4.1 Finanzanlagen

Die performanceorientierten Finanzanlagen werden weltweit diversifiziert. Neben traditionellen Aktien kamen im Berichtsjahr auch alternative Anlagen zur Verbesserung der Portfoliodiversifikation zum Einsatz. Es wurden keine nennenswerten derivativen Finanzinstrumente eingesetzt. Neben den performanceorientierten Finanzanlagen halten wir in den Finanzanlagen noch Obligationen zur Steuerung der Liquidität und der Bilanzstruktur. Diese Obligationen sind Teil der Bilanzstrukturrisiken.

4.2 Handelsbestände

Die GKB betreibt kein Handelsbuch. Die Positionen in den Handelsbeständen dienen ausschliesslich der effizienten Abwicklung von Kundenaufträgen im Anlagegeschäft und werden mit Volumenlimiten und maximaler Haltedauer beschränkt.

4.3 Devisen- und Edelmetallrisiken

Die Devisen- und Edelmetallrisiken werden mit Volumenlimiten auf tiefem Niveau beschränkt. Die Graubündner Kantonalbank betreibt kein Handelsbuch mit Devisen- und Edelmetallrisiken.

5. Verluste aus operationellen Risiken

Im Jahr 2019 sind Verluste aus operationellen Risiken (direkte, cashwirksame Kosten) in Höhe von 0.54 Millionen Franken aufgetreten (Vorjahr 5.41 Millionen Franken).

6. Risikotragfähigkeit / Risikotoleranz

Die Graubündner Kantonalbank positioniert sich mit einer überdurchschnittlichen Eigenmittelausstattung als sichere und zuverlässige Partnerin. Die Erfahrungen aus der Finanzmarktkrise sowie die aktuellen Unsicherheiten bestärken die GKB, an ihrem Überdeckungsziel festzuhalten. Die Bank strebt eine CET-1-/Tier-1-Ratio von mindestens 14.5 Prozent an. Die aufsichtsrechtliche Anforderung liegt unter Berücksichtigung des institutsspezifischen Eigenmittelpuffers sowie des antizyklischen Puffers bei 12.8 Prozent. Am 31. Dezember 2019 wurde auf Stufe Konzern eine Tier-1-Ratio von 20.9 Prozent ausgewiesen. Die Bank übertrifft damit das strategische Ziel um 793 Millionen Franken und die aufsichtsrechtliche Vorgabe um 997 Millionen Franken – also­ deutlich.

Ihre Risikotoleranz in qualitativer und quantitativer Hinsicht bestimmt die Graubündner Kantonalbank in einem jährlichen Prozess. Die quantitative Risikotoleranz wird als Verhältnis zwischen der Maximalbelastung in einem Stressfall und der «verfügbaren» Risikodeckungsmasse ausgedrückt. Bei der Bestimmung der Maximalbelastung werden die Risikostrategien anspruchsvollen Stresstests unterzogen. Dabei kommt ein Betrachtungszeitraum von fünf Jahren zur Anwendung. Die konsolidierte Maximalbelastung (31. Dezember 2019: 934 Millionen Franken) der relevanten Risiken wird pragmatisch durch Kumulation der Einzelrisiken abgebildet. Die verfügbare Risikodeckungsmasse (2.9 Milliarden Franken) entspricht den anrechenbaren Eigenmitteln zuzüglich der erwarteten Substanzbildung. Die quantitative Risikotoleranz wurde sowohl bezüglich aussergewöhnlicher Marktschwankungen als auch unvorstellbarer oder äusserst seltener Ereignisse stets eingehalten. Die qualitative Risikotoleranz wird in den Dimensionen Reputation, Recht, Mitarbeitende und Systeme definiert.

7. Eigenkapitalvorschriften (Basel III)

Bei der Berechnung der erforderlichen Eigenmittel werden gemäss Basel III die einfachsten Ansätze herangezogen. Die GKB setzt die Bestimmungen von Basel III mit Ausnahme des SA-CCR ohne Übergangsfristen um. Im internen Risikomanagement setzt die Bank wo sinnvoll auf differenzierte Risikomodelle.

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