Lage- und Risikobericht

Lagebericht

Die Graubündner Kantonalbank entwickelte sich in den letzten Jahren strategisch weiter. Die Diversifikation erweist sich als Erfolgsmodell. Die aufgebaute Positionierung mit dem Anlage- und Vorsorgegeschäft (Stammhaus/Beteiligungen) auf der einen Seite und dem Zinsdifferenzgeschäft auf der anderen Seite bewährte sich auch in einem anspruchsvollen Umfeld. Das im Berichtsjahr erweiterte Beteiligungsportfolio unterstützt und verbreitert das Wachstum im Anlagegeschäft ausserhalb des Heimmarktes. Das Wachstum im potenzialschwächeren und begrenzten Heimmarkt konnte durch die Nutzung von ausserkantonalen Opportunitäten wesentlich erhöht und die Risiken dadurch weiter diversifiziert werden.

Die strategischen Ziele bezüglich Wachstum, Produktivität und Rentabilität konnten allesamt übertroffen werden. Zudem verfügt die GKB im Vergleich zu den aufsichtsrechtlichen Anforderungen über eine überdurchschnittliche Eigenmitteldeckung. Die aufsichtsrechtlichen Möglichkeiten zur Dotierung von Wertberichtigungen und Rückstellungen für inhärente Kreditrisiken werden ebenfalls grosszügig genutzt. Diese Stossdämpfer verleihen der Bank zusätzliche Stabilität und Sicherheit.

Wirtschaftliches Umfeld 2022: Eine Zeitenwende

Das Berichtsjahr 2022 startete mit der Zuversicht, die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie erfolgreich zu überwinden. Die optimistischen Aussichten trübten sich durch das Aufflammen von geopolitischen Konflikten bereits anfangs Jahr wieder ein. Der Ukraine-Krieg und namentlich die zusammenhängende Energiekrise beschleunigten die Inflation, belasteten die Zuversicht der Konsumentinnen und Konsumenten und störten wiederum die internationalen Lieferketten. Für die Weltwirtschaft, aber auch für die Konjunktur der Schweiz verlangsamte sich der erwartete Aufschwung merklich.

Das Berichtsjahr zeichnete sich auch wirtschaftlich durch eine Zeitenwende aus, indem die siebenjährige Ära der Negativzinsen mit entsprechenden Folgen (u. a. Wertkorrekturen an den Kapitalmärkten) ein abruptes Ende fand.

Die Wirtschaft Graubündens profitierte weiter von einem veränderten Konsum- und Investitionsverhalten. Die positive Entwicklung ist an der Auslastung der Hotels und Parahotellerie im Sommer sowie der Entwicklung der Immobilienangebote abzulesen. Die Herausforderung wird sein, die positive Entwicklung der letzten Jahre auch unter dem Aspekt der Veränderungen des Klimas und der Strukturen zu verstetigen.

Strategische Entwicklung: Ziele erreicht

Die Graubündner Kantonalbank wies ein weiteres Rekordergebnis aus. Die strategischen Ziele bezüglich Wachstum, Produktivität und Rentabilität wurden übertroffen. Das starke Nettoneugeschäft (Geschäftsvolumen) von +2.89 Milliarden Franken (+4.5 Prozent) wurde durch das Stammhaus und die Albin Kistler AG (AK) getragen. Die Produktivität konnte mit einer Cost/Income-Ratio II von 51.9 Prozent sowohl unter dem strategischen Maximalwert von 55 Prozent als auch unter dem Maximalwert für die Periode 2022–2025 (52.5 Prozent) gehalten werden. Die Ertragsstärke zeigt sich in einer, unter Berücksichtigung der starken Eigenkapitalbasis, hohen Rentabilität (RoE: 7.7 Prozent/+0.1 Prozentpunkte) resp. Economic Profit (4.0 Prozent/-1.0 Prozentpunkte).

Zielerreichung Handlungsfelder

 

Ziel 2022

Ist 31.12.2022

Abweichung Ist zu Ziel 2022

 

 

 

 

Value Management

 

 

 

Renditeüberschuss gegenüber Bundesanleihen

3.0 %

7.0 %

4.0 %-Punkte

Marktbearbeitung/Beteiligungen

 

 

 

Wachstum Kundenausleihungen 1)

3.6 %

5.7 %

2.1 %-Punkte

Wachstum Kundenvermögen 1)

3.9 %

3.9 %

0.0 %-Punkte

Prozessmanagement

 

 

 

Cost/Income-Ratio II 2)

< 55 %

51.9 %

–3.1 %-Punkte

Risikomanagement

 

 

 

Eigenmittelausstattung (CET-1-Ratio)

17.5 % bis 22.5 %

19.3 %

im Limit

Sensitivität des Eigenkapitals 3)

–9.0 % bis –15.0 %

–11.1 %

im Limit

1) Netto, um Marktschwankungen und Kapitalerträge bereinigt (Neugeldquote).

2) Geschäftsaufwand inklusive Abschreibungen im Verhältnis zum Bruttoertrag.

3) Wertveränderung beim Stammhaus bei einem Zinsanstieg von 1.5 Prozentpunkten.

Konzerngewinn: 207.5 Millionen Franken/+2.3 Prozent

Der Geschäftserfolg als Massstab des operativen Erfolges liegt mit 218.2 Millionen Franken um 12.0 Millionen Franken bzw. 5.2 Prozent unter dem Vorjahreswert (230.2 Millionen Franken). Die Kapitalmärkte hinterliessen ihre Spuren im operativen Geschäft. Während die Aktienmärkte die Wertschöpfung deutlich beeinträchtigten, führte die vollzogene Abkehr vom Negativzins-Regime zu Mehrerträgen. Die Erweiterung des Konsolidierungskreises um die BZ Bank Aktiengesellschaft, ein höherer Personalaufwand sowie das steigende Investitionsvolumen haben die Kosten um 5.6 Prozent ansteigen lassen. Die GKB entwickelte sich bei der Produktivität im Rahmen der strategischen Vorgaben.

Der ausgewiesene Konzerngewinn übertraf mit 207.5 Millionen Franken das Rekordergebnis des Vorjahres um +2.3 Prozent. Der Konzerngewinn vor Reservebildung exkl. Minderheiten zeigt eine nochmalige Steigerung (+3.6 Millionen Franken) der Wertschöpfung aus Sicht der Investoren und der Öffentlichkeit auf 207.8 Millionen Franken (Vorjahr: 204.2 Millionen Franken). Das Ergebnis entspricht einem historisch hohen Gewinn je PS von 83.37 Franken (Vorjahr: 81.94 Franken).

Ausführlichere Informationen zum Jahresbericht finden sich im publizierten Jahresabschluss vom 10. Februar 2023.

siehe Medienmitteilung

Eigenkapital: Positionierung als sichere Bank

Die strategisch angestrebte Krisenresistenz der Bank widerspiegelt sich in den vergleichsweise grosszügig bemessenen Stossdämpfern. Mit dem Jahresabschluss erhöhte sich das Eigenkapital inklusive Minderheiten auf 2.9 Milliarden Franken (+54.8 Millionen Franken). Die CET-1-Ratio des Konzerns liegt mit 19.3 Prozent (Vorjahr: 20.3 Prozent) im strategischen Zielband (17.5–22.5 Prozent).

Wertberichtigungen und Rückstellungen: Modell für inhärente Kreditrisiken

Die Graubündner Kantonalbank als Bank der Kategorie 3 bildet wie vorgeschrieben Wertberichtigungen und Rückstellungen für inhärente Kreditrisiken. Die grosszügige Dotierung erfolgt schrittweise erfolgsneutral zulasten der Reserven für allgemeine Bankrisiken sowie bei grösserem Wachstum über die Erfolgsrechnung. Der Bestand an Wertberichtigungen und Rückstellungen für inhärente Risiken wurde im Geschäftsjahr auf 260.3 Millionen Franken erhöht.

Ausschüttungen: Dividende 42.50 Franken

Bei der Gewinnverwendung des Stammhauses partizipieren die Investorinnen und die Öffentlichkeit mit einer unveränderten Ausschüttung an der leicht höheren Wertschöpfung. Investoren erhalten eine Dividende von 42.50 Franken pro PS. Der Kanton Graubünden partizipiert inklusive Abgeltung der Staatsgarantie mit 92.8 Millionen Franken. Dem Beitragsfonds für nichtkommerzielle Projekte aus den Bereichen Kultur, Gemeinnütziges, Sport, Wirtschaft und Tourismus sowie Gesellschaftliches fliessen 3.0 Millionen Franken zu.

Wirtschaft 2023: Erholung wird fortgesetzt

Die wirtschaftliche Entwicklung wird im Jahr 2023 massgebend durch den Krieg in der Ukraine und dessen Folgen belastet. Namentlich die Teuerung und die Konsumentenstimmung führen zu einer Abkühlung der Wirtschaft (BIP-Wachstum CH: circa 0.50 Prozent).

Die Entwicklung der Aktienmärkte wird durch eine anhaltend hohe Teuerung sowie steigende Zinsen leicht belastet, trotzdem ist eine «Bodenbildung» festzustellen.

Die Bank erwartet infolge der erwähnten wirtschaftlichen Abkühlung und der Entspannung bei der Teuerung eine Zurückhaltung bei weiteren Zinsschritten der SNB (2023: +0.5 Prozentpunkte). Der Immobilienmarkt erweist sich trotz steigender Zinsen als relativ robust. Die wirtschaftlichen Aussichten lassen den Markt nur punktuell stagnieren. Die wirtschaftliche Entwicklung im Kanton Graubünden erweist sich durch die Attraktivität als Ferien- und Erholungsraum als sehr stabil.

Ausblick 2023

Die Bank erwartet auch im laufenden Jahr ein gutes Ergebnis. Im skizzierten Umfeld werden seitens GKB ein Konzerngewinn von rund CHF 210 Millionen Franken und ein Gewinn je Anteilsschein von circa 80.00 Franken erwartet, was im Rahmen des abgeschlossenen Jahres liegt.

Wachstumsaussichten: Wettbewerbsintensität steigt

Im Kundengeschäft rechnet die GKB für 2023 mit einer Fortsetzung des starken Wachstums sowohl bei den Kundenausleihungen als auch beim Anlagegeschäft. Die Wettbewerbsintensität bei erstklassigen Hypotheken steigt weiter, trotzdem rechnet die Bank mit einem Wachstum von rund 800 Millionen Franken. Das Wirtschaftswachstum im Kanton Graubünden bleibt unterdurchschnittlich. Der erwartete Neugeldzufluss beim Kundenvermögen liegt bei rund 1.3 Milliarden Franken.

Risikobeurteilung S&P: «AA/stabil»

Die Ratingagentur Standard & Poor’s (S&P) hat das ausgezeichnete Rating der Graubündner Kantonalbank bestätigt. Erneut wird die Bank mit der Note «AA/stabil» bewertet. S&P hebt insbesondere die sehr starke Kapitalisierung, unterstützt durch die stabile Ertragssituation, den hohen Marktanteil im Kanton sowie die Staatsgarantie hervor.

Finanzen und Risiko: Primat der Existenzsicherung

Das strategische Handlungsfeld Finanzen und Risiko ist für die Bank aufgrund seiner grossen Bedeutung zentral. Die langfristige Existenzsicherung ist als übergeordnetes Ziel definiert. Die Ausrichtung sowie die Strukturen des Risikomanagements befinden sich im Anhang zur konsolidierten Jahresrechnung im Kapitel 3, «Risikomanagement». Der Risikoverlauf im abgelaufenen Geschäftsjahr inkl. Risikotoleranz und die maximale Belastung der einzelnen Risiken finden sich nachfolgend.

RisikoberichtRevisionsstelle