Nachhaltiges Kreditgeschäft

Relevanz des wesentlichen Themas für die Graubündner Kantonalbank

Das Kreditgeschäft ist, gemessen an seinem finanziellen Volumen sowie dem erwirtschafteten Netto-Zinserfolg, das grösste Geschäftsfeld der Graubündner Kantonalbank. Mit der Vergabe von Hypotheken und Krediten hat die Graubündner Kantonalbank direkte positive oder negative Lenkungswirkung auf Umwelt und Gesellschaft. Dasselbe gilt für die preisliche Ausgestaltung ihres Finanzierungsangebots unter der Berücksichtigung von Nachhaltigkeitschancen und -risiken. Zudem möchte die Bank ihre Kundschaft in der Transformation hin zu einem nachhaltigen Geschäftsmodell begleiten. Dies mit entsprechender Beratung und passenden Anreizen im Produkt- und Dienstleistungsangebot.

Beispielsweise kann eine Bank durch ihre Vergabe- und Preispolitik bei Hypotheken Anreize schaffen, dass beim Bau oder bei der Sanierung von Immobilien von den Eigentümern die Energieeffizienz und damit die Klimawirkung der Gebäude verbessert werden. Analog dazu können bei der Unternehmensfinanzierung über die Vergabe- und Preispolitik von Firmenkrediten ökologische und/oder soziale Wirtschaftsaktivitäten gefördert werden. Hier geht es zum Beispiel um die Erzeugung von erneuerbaren Energien, das Gesundheits- und Bildungswesen, ökologischere und/oder sozialere Produktionsmethoden wie die Umstellung auf Biolandwirtschaft oder die Verbesserung der Arbeitssicherheit und des Gesundheitsschutzes. Umgekehrt besteht bei der Vergabe von Krediten das Risiko, dass mit den Finanzmitteln wirtschaftliche Tätigkeiten ermöglicht werden, die nicht nachhaltig sind. Beispiele dafür sind Unternehmen, die direkt oder indirekt über ihre Lieferanten in Menschenrechtsverletzungen wie Kinderarbeit verwickelt sind oder zur Umweltverschmutzung beitragen.

Eine Bank hat bei ihrer nachhaltigen Kreditpolitik folgende Wirkungsmöglichkeiten: Sie ermittelt und bewertet die ökologischen und sozialen Auswirkungen der zu finanzierenden Aktivitäten oder Investitionen ihrer Kundinnen und Kunden. Sie berücksichtigt diese bei ihrer Vergabe- und Preispolitik sowie bei ihrem Risikomanagement. Zudem informiert sie ihre Kundschaft im Rahmen des Prozesses proaktiv und transparent über die Vorzüge ihrer nachhaltigen Finanzierungsprodukte sowie über ihre Nachhaltigkeitskriterien als Teil der Vergabe- und Preispolitik. Damit setzt sie Signale auf den Finanzmärkten und trägt ihrer Lenkungswirkung Rechnung.

Ambition der Graubündner Kantonalbank

Die Graubündner Kantonalbank fördert die Nachhaltigkeit im Kreditgeschäft erstens mit spezifischen Angeboten für Kundinnen und Kunden. Besondere Priorität hat das Hypothekargeschäft aufgrund seines grossen Umfangs, vorliegender Schätzungen seines CO2-Fussabdrucks sowie der hohen Priorität, die der Kanton Graubünden dem Gebäudesektor in seinem im August 2021 vorgelegten Aktionsplan «Green Deal für Graubünden» einräumt. Ausserdem fördert die Graubündner Kantonalbank die Erzeugung von Wasserkraft als erneuerbare, emissionsfreie Energiequelle und bedeutendste inländische Rohenergiequelle der Schweiz.

Zweitens achtet die Graubündner Kantonalbank bei der Vergabe von Firmen- und Konsortialkrediten grundsätzlich darauf, dass die finanzierten Aktivitäten und Projekte ihren Nachhaltigkeitsstandards und -zielen möglichst weitgehend entsprechen. So will die Graubündner Kantonalbank einen Beitrag zur Senkung der CO2-Emissionen in Anwendung der Klimaschutzrichtlinien der UN-Klimakonferenz 2015 leisten, das heisst zur Begrenzung der menschengemachten globalen Erwärmung bis 2040 auf deutlich unter 2 Grad Celsius gegenüber vorindustriellen Werten beitragen.

Die Leistungskennzahl zum nachhaltigen Kreditgeschäft findet sich in der Tabelle «Finanz- und Nachhaltigkeitsziele».

Aktuelle Herangehensweise der Graubündner Kantonalbank

Finanzierung grüner Gebäude

Der Kanton Graubünden hat im Herbst 2021 im Grossen Rat die erste Etappe des Aktionsplans Green Deal beschlossen und unterstützt damit unter anderem energetische Sanierungen im Kanton Graubünden. Die Graubündner Kantonalbank fördert die Finanzierung grüner Gebäude im Sinne der hohen Energieeffizienz der finanzierten Bauobjekte mit einem spezifischen Angebot für ihre Kundinnen und Kunden. Zusammen mit dem Amt für Energie und Verkehr des Kantons Graubünden wurde ein Dienstleistungspaket mit folgender Stossrichtung aufgesetzt:

Ziel ist es, die Kundschaft beim Thema energetische Sanierungen ganzheitlich zu betreuen und zu unterstützen. Die Kundinnen und Kunden können von den Förderprogrammen des Kantons Graubünden profitieren, den Wert der Immobilie erhöhen, die CO2-Emissionen reduzieren und Energiekosten sparen. Hierzu bezahlt die Graubündner Kantonalbank als direkte Förderleistung für eine energetische Sanierung von Öl- und Gasheizung (Ersatz) eine Abwrack-Prämie und beteiligt sich an den Kosten für die Erstellung von GEAK-Gutachten (Basis für eine umfassende Sanierungsmassnahme). Das Dienstleistungspaket umfasst zudem Unterstützung in den Bereichen der Steuer- und Pensionsplanung in einem vordefinierten Umfang.

Finanzierung erneuerbarer Energiequellen

Bei der Finanzierung der Produktion erneuerbarer Energien richtet die Graubündner Kantonalbank ihren Fokus auf Kredite an grössere Bündner Kraftwerkgesellschaften, namentlich Wasserkraftprojekte. Daneben finanziert die Graubündner Kantonalbank auch Produktionsanlagen im Bereich der Wasserkraft sowie Solarkraft, Windkraft und Fernwärme.

Wasserkraft

Die Graubündner Kantonalbank gewährt Darlehen zum Bau, zur Sanierung oder zur Refinanzierung von Kleinwasserkraftwerken (maximale Erzeugungskapazität von 10 Megawatt (MW)) sowie zur Sanierung oder zur Refinanzierung bestehender mittlerer oder grosser Wasserkraftwerke mit einer Erzeugung von mehr als 10 MW. Dies geschieht, ohne die Grösse ihrer Auffanganlage substanziell zu erhöhen. Lokale Umwelteinflüsse und mögliche Kontroversen werden bei der Bewertung aller Wasserkraftprojekte berücksichtigt. Nationale und kantonale Vorschriften in Bezug auf lokale Umwelteinflüsse werden im Sinne einer Mindesterwartung strikt befolgt. Im Weiteren setzt sich die Graubündner Kantonalbank dafür ein, dass die Darlehensnehmer ein anerkanntes Qualitäts- und Umweltmanagementsystem betreiben und lizenzieren. Die Darlehensgewährung für Wasserkraftprojekte ist auf Projekte in der Schweiz beschränkt und entspricht den International Finance Corporation (IFC) Performance Standards.

Windenergie

Die Graubündner Kantonalbank gewährt Darlehen zum Bau, zur Sanierung oder zur Refinanzierung von Onshore-Windenergieanlagen und anderen aufkommenden Technologien. Die Darlehensgewährung für Windenergieprojekte ist auf Projekte in der Schweiz beschränkt.

Fernwärme und Anergiesysteme

Die Graubündner Kantonalbank gewährt Darlehen zum Bau, zur Sanierung oder zur Refinanzierung von Anlagen zur Herstellung und Verteilung von thermischer Energie. Dabei handelt es sich einerseits um Fernwärme, andererseits um Anergienetze. Die Fernwärme resultiert mehrheitlich aus der Abwärme von Abfallverwertungs- oder Abwasserreinigungsanlagen sowie industriellen Prozessen und erneuerbaren Energieträgern wie Seewasser, Grundwasser, Biomasse oder Holz. Wer ausschliesslich mit lokalem Holz heizt, belastet das Klima deutlich weniger. Das beim Verbrennen entstehende CO2 wird wieder gebunden, auch weil das Schweizer Waldgesetz vorschreibt, dass nur so viel Holz genutzt werden darf, wie gleichzeitig nachwächst. Eine weitere Form der dezentralen thermischen Versorgung bieten Anergiesysteme. Damit kann ein Versorgungsgebiet gleichzeitig mit Wärme und Kälte versorgt werden. Es werden Ab- und Umweltwärme genutzt bzw. abgegeben und in einem Kreislauf zwischen den angeschlossenen Einheiten ausgetauscht.

Die Graubündner Kantonalbank setzt sich dafür ein, dass die Darlehensnehmer mehrheitlich einheimisches Holz einsetzen. Zum Ausgleich von Leistungsspitzen, etwa an sehr kalten Wintertagen sowie beim Aufbau einer neuen Heizzentrale oder bei Reparatur- und Sanierungsarbeiten, können fossile Energieträger wie Erdgas und Öl ergänzend beigezogen werden. Die Darlehensgewährung ist auf Projekte im Bereich Fernwärme und Anergienetze in der Schweiz beschränkt.

Finanzierung des Kreditgeschäfts mittels Emission von Green Bonds

Mit der Lancierung von Green Bonds verfolgt die Graubündner Kantonalbank nebst der Förderung einer umweltverträglichen Modernisierung bestehender erneuerbarer Bündner Stromproduktionsanlagen auch das Ziel der Aufrechterhaltung der Attraktivität des Wirtschaftsstandorts Graubünden sowie einen Beitrag zur indirekten Reduktion des CO2-Ausstosses. Mit dem Emissionserlös beabsichtigt die Graubündner Kantonalbank, grüne Projekte ganz oder teilweise in den Bereichen «Erneuerbare Energiequellen» (siehe Abschnitt 2 oben) und «Grüne Gebäude» zu finanzieren und/oder zu refinanzieren.

Die Graubündner Kantonalbank erstellt regelmässig, mindestens einmal jährlich, ein aggregiertes Reporting über die Allokation und die Umweltauswirkungen der Green Bonds. Ein unabhängiger externer Prüfer wird beauftragt, die Allokation der grünen Darlehen der Graubündner Kantonalbank zu überprüfen und einen jährlichen Bericht über die Einhaltung der Kriterien aller emittierten Green Bonds der Graubündner Kantonalbank zu erstellen. Zur Refinanzierung von «grünen Darlehen» hat die Bank in den Jahren 2021 und 2022 zwei Green Bonds mit einem Emissionsvolumen von total CHF 300 Mio. ausgegeben.

Der von der Graubündner Kantonalbank durch die Green Bonds finanzierte Gebäudepark umfasst 305 Eigenheime. Die Gesamteinsparung an CO2-Emissionen durch die von der Bank finanzierten grünen Gebäude wird für die Berichtsperiode des aktuellen Green Bond Impact Reporting (07.12.2021–30.06.2022) auf 171 Tonnen CO2 pro Jahr geschätzt. Dies entspricht den jährlichen Emissionen von rund 137 neuen, durchschnittlichen Personenwagen oder der durchschnittlichen Schweizer CO2-Freisetzung von rund zwölf Einzelpersonen.

Mit den Green Bonds werden nicht nur besonders klimafreundliche Gebäude finanziert, sondern auch Wasserkraftwerke unterstützt, die im Berichtsjahr zusammen netto 2’400 GWh Wasserstrom produziert haben, was erwartungsgemäss zu einer Reduktion der Treibhausgasemission in der Höhe von rund 55’500 t CO2e geführt hat. Der dem Green Bond anrechenbare Anteil beläuft sich auf 22 Prozent bei der Nettoproduktion von 537 GWh und auf 23 Prozent bei den Emissionsverminderungen von 12’856 t CO2e.

Insgesamt ergeben sich mit den den Green Bonds zugewiesenen Finanzierungen Emissionsverminderungen in der Höhe von 6’656.7 t CO2e. Die detaillierte Berichterstattung erfolgt im Green Bond Impact Reporting. Der Report ist auf der Website unter www.gkb.ch/GreenBond verfügbar.

Finanzierung von Start-ups mit nachhaltigen, innovativen Produktlösungen

Bezüglich Finanzierung von Start-ups mit nachhaltigen, innovativen Produktlösungen engagiert sich die Graubündner Kantonalbank über die 1999 von ihr gegründete Stiftung INNOZET. Seit dem Jahr 2000 wird INNOZET auch von der Stiftung Berthold Leibinger und TRUMPF Schweiz AG unterstützt. Neben der Äufnung des Stiftungskapitals stellt die Graubündner Kantonalbank die Geschäftsstelle und die TRUMPF Schweiz AG das Sekretariat von INNOZET.

Gefördert werden heute von INNOZET nachhaltig plausible Geschäftsideen mit Schwerpunkt Technologie und Tourismus von Bündner Unternehmungen in der Entwicklungs- und Startphase. Die Schaffung neuer Arbeitsplätze im Kanton Graubünden ist nebst dem Wertschöpfungspotenzial eine der wesentlichen Voraussetzungen. INNOZET leistet finanzielle Unterstützung in Form von Aktienbeteiligungen oder Darlehen zu marktüblichen Konditionen und steht den Unternehmen mit ihrem Beziehungsnetz in Politik und Wirtschaft beratend zur Seite. In den letzten drei Jahren wurden insgesamt 32 Jungunternehmen beurteilt, wovon acht unterstützt werden.

Berücksichtigung von Sozial- und Umweltrisiken im Firmenkundengeschäft

Das Firmenkundenkreditgeschäft der Graubündner Kantonalbank ist in der Regel auf lokale, im Kanton ansässige Kundschaft ausgerichtet. Aufgrund ihrer lokalen Verankerung hat die Graubündner Kantonalbank direkten Einblick in das Geschäftsgebaren ihrer kantonal ansässigen kleineren und mittleren Firmenkunden und kann somit die Einhaltung der rechtlichen Rahmenbedingungen und so auch der in der Schweizer Bundesverfassung verankerten Menschenrechte gut einschätzen. Entsprechend enthalten die Kreditverträge der Graubündner Kantonalbank aufgrund der fehlenden Notwendigkeit keine spezifischen Anforderungen betreffend Einhaltung der Menschenrechte. Die nachfolgende Tabelle zeigt die Kreditexposition der Graubündner Kantonalbank nach Branchen.

Branchenübersicht Ausleihungen

Stand per 31.12.2022 (konsolidiert, nach Verrechnung Wertberichtigungen)

 

 

 

in CHF 1'000

 

 

Land- und Forstwirtschaft, Fischerei

201'240

Bergbau; Gewinnung von Steinen und Erden

17'917

Verarbeitendes Gewerbe; Herstellung von Waren

695'778

Energie- und Wasserversorgung

632'607

Baugewerbe

313'405

Handel und Reparatur von Automobilen

114'959

Gross- und Detailhandel

302'964

Verkehr und Lagerei

295'696

Gastgewerbe

827'099

Information und Kommunikation

41'224

Finanz- und Versicherungsdienstleistungen

2'192'889

Immobilienwesen

3'348'509

Dienstleistungen

439'946

Öffentliche Verwaltung; Unterrichtswesen

182'865

Gesundheits- und Sozialwesen

364'647

Total Firmenkundengeschäft

9'607'098

Private Haushalte

12'599'472

Total Ausleihungen

22'571'217

 

 

Die aktuelle Kreditpolitik im Geschäft mit kleineren und mittleren Firmenkunden sieht keine Vergabe von Krediten vor, bei denen die Bank den Kreditzweck nicht kennt. Darüber hinaus sieht die Kreditpolitik keine umfassende und strukturierte Überprüfung der Sozial- und Umweltrisiken vor.

Im Grosskunden- und Konsortialkreditgeschäft führt die Graubündner Kantonalbank seit 2021 als Teil ihrer Kreditpolitik bei der Kreditvergabe und ihrer jährlichen Überprüfung eine direkte, systematische Überprüfung der Sozial- und Umweltrisiken durch. Bei Konsortialkrediten liegt das Domizil des Kreditnehmers bzw. dessen Konzernzentrale in der Regel ausserhalb des Kantons Graubünden. Es muss jedoch in der Schweiz, Liechtenstein, Deutschland oder Österreich liegen. Nachstehend folgen die Nachhaltigkeitskriterien für die Kreditvergabe an Grosskunden und Konsortialkunden. Das KMU-Kreditgeschäft ist von diesen Kriterien ausgenommen.

  1. Ausschluss kontroverser Geschäftsfelder:
    Die Kreditvergabe an Unternehmen, die kontroverse Waffen herstellen, ist ausgeschlossen. Weiter gelten prozentuale Schwellenwerte für Unternehmen, die einen Umsatzanteil mit konventionellen Waffen (15 Prozent), Tabak (15 Prozent), Kohle (15 Prozent), Atomenergie (20 Prozent) oder mit vom Bund konzessioniertem Glückspiel (20 Prozent) erzielen. Sind die Umsatzanteile, die ein Unternehmen durch diese Aktivitäten erzielt, höher, ist eine Kreditvergabe ausgeschlossen.
  2. Ausschluss kontroverser Geschäftspraktiken:      
    Verstossen Unternehmen gegen geltende UN-Konventionen oder Normen (beispielsweise Menschenrechte, Korruption), sind Kreditvergaben ausgeschlossen, bis das Unternehmen wieder im Einklang mit den internationalen Standards und Normen ist. Als Kriterium der Beurteilung dienen die sogenannten «Red Flags» von MSCI, einer der grössten ESG-Ratingagenturen. Eine «Red Flag» von MSCI zeigt an, dass das entsprechende Unternehmen in eine oder mehrere sehr ernste Kontroversen rund um ihre Geschäftspraktiken verwickelt ist.
  3. Ausschluss von Unternehmen mit hohen ESG-Risiken:    
    Ein zusätzliches Kriterium für die Kreditvergabe ist der Ausschluss von Unternehmen mit hohen ESG-Risiken, das heisst tiefen ESG-Ratings. Unternehmen, die von MSCI ESG mit keinem oder mit einem ESG-Rating von CCC oder B bewertet werden, werden als «Laggard» bezeichnet und sind von der Kreditvergabe der Graubündner Kantonalbank ausgeschlossen.

Die Risikopolitik der Graubündner Kantonalbank sieht vor, dass das Volumen der Ausleihungen an Grosskunden und Konsortialkunden mit Verletzung der drei Nachhaltigkeitskriterien 1 Prozent der gesamten Kundenausleihungslimiten nicht überschreiten darf. Finanzierungen zugunsten von Tochterunternehmungen von grundsätzlich auszuschliessenden Konzernen, die nachhaltige Güter produzieren bzw. fördern (zum Beispiel Wasserkraft-Partnerwerke von Energiekonzernen mit erhöhtem Anteil aus Kernenergie), gehen nicht zulasten der Toleranzlimite. Sollte die Toleranzlimite überschritten werden, werden Massnahmen für eine möglichst rasche Wiedereinhaltung der Toleranzlimite ergriffen.

Die interne Überprüfung des gesamten bestehenden Kreditportfolios der Graubündner Kantonalbank mit Grosskunden und Konsortialkreditnehmern im November 2022 ergab: Kein Kreditnehmer eines Konsortialkredits, an dem die Graubündner Kantonalbank beteiligt ist, wies eine «Red Flag» auf. Zwei bestehende Kreditnehmer verletzten die Umsatzlimiten für kontroverse Geschäftsfelder (Atomenergie und Tabak), und zwei Kreditnehmer wiesen hohe ESG-Risiken (ESG-Rating von B) auf. Die entsprechenden Ausleihungslimiten beliefen sich auf einen Gesamtumfang von CHF 69.0 Mio. bzw. 0.28 Prozent der gesamten Kundenausleihungslimiten und lagen damit deutlich unter der Toleranzlimite.

Das Kreditportfolio der Graubündner Kantonalbank ist stark im Heimkanton verankert. Mit Finanzierungen in anderen Regionen der Schweiz konnte eine gewisse regionale Diversifizierung erreicht werden.

Geografische Verteilung der Ausleihungen per 31.12.2022 (konsolidiert, nach Verrechnung Wertberichtigungen), Aufteilung nach Grossregionen

 

 

 

in CHF 1'000

 

 

Graubünden

15'715'866

Zürich

2'506'902

Ostschweiz (ohne Graubünden)

971'689

Nordwestschweiz

964'970

Espace Mittelland

713'738

Ausland

671'445

Zentralschweiz

524'557

Tessin

272'253

Genferseeregion

229'798

Total Ausleihungen

22'571'218

 

 

Der Bezugsraum für die Einteilung in die verschiedenen Regionen wurde basierend auf den vom Bundesamt für Statistik definierten Grossregionen vorgenommen. Für grundpfandgedeckte Finanzierungen ist das Objektdomizil relevant, für alle anderen Deckungen ist das Domizil des Sicherheitengebers relevant. Hypotheken werden nur mit Objektdomizil Schweiz finanziert. Bei den Auslandfinanzierungen handelt es sich um kurantgedeckte oder ungedeckte Kredite an Schuldner mit Kundendomizil ausserhalb der Schweiz.

Aus- und Weiterbildung

Alle bestehenden und neuen an der Kreditvergabe beteiligten Mitarbeitenden der Graubündner Kantonalbank werden in der Anwendung der bestehenden resp. der neuen Richtlinien und Reglemente im Kreditgeschäft geschult. Zur Qualitätssicherung und Professionalisierung in der Kundenberatung werden seit 2018 alle Kundenberaterinnen und Kundenberater der Graubündner Kantonalbank systematisch weitergebildet und nach dem nationalen Standard «CertKB» der Interessengemeinschaft der Kantonalbanken zertifiziert. Teil der Schulungen, der Zertifizierung und der regelmässigen Rezertifizierung ist auch die Kreditpolitik der Graubündner Kantonalbank.

Im Rahmen der Anforderungen zur Umsetzung des Gegenvorschlags der Konzernverantwortungsinitiative hat die Graubündner Kantonalbank die Aus- und Weiterbildung der involvierten Fachgruppen initiiert. Der Fokus liegt hierbei auf der Umsetzung des TCFD-Standards (TCFD: Task Force on Climate-related Financial Disclosures), der Berechnung des CO2-Fussabdrucks mit der Partnership for Carbon Accounting Financials (PCAF) sowie der Festlegung eines Absenkungspfades (in Anlehnung an die Science Based Targets initiative (SBTi)).

Weiterentwicklung und nächste Schritte

Die Graubündner Kantonalbank wird 2023 ihren Nachhaltigkeitsansatz im Kreditgeschäft in folgenden Bereichen weiterentwickeln:

Weiterentwicklung des Hypothekargeschäfts mit Privatkundinnen und -kunden

In Zukunft sollen in der Vergabe- und Preispolitik des Hypothekargeschäfts mit Privatkundinnen und -kunden auch die Umweltrisiken umfassender berücksichtigt werden. Die Graubündner Kantonalbank hat 2021 durch die IAZI AG erstmals eine unabhängige Schätzung der indirekten CO2e-Emissionen der mit ihren Hypothekarkrediten (Wohnbau) finanzierten Immobilien von Privatkundinnen und -kunden vornehmen lassen (sog. Scope-3-Emissionen). Die indirekten CO2e-Emissionen aus dem Privatkunden-Hypothekarportfolio im Wohnbausegment der Graubündner Kantonalbank beliefen sich per Stichtag 30.06.2022 auf 260'000 Tonnen CO2e. Dies entspricht einem geschätzten Durchschnittswert von 39 kg CO2e pro m2 und pro Jahr (per 30.06.2021 lag der Wert bei 31 kg CO2e pro m2 und pro Jahr). Bei Einfamilienhäusern und Mehrfamilienhäusern beträgt der durchschnittliche Wert 43 kg CO2e pro m2 und pro Jahr. Finanzierte Eigentumswohnungen weisen einen Wert von 31 kg CO2e pro m2 und pro Jahr aus.

Die geschätzten CO2-Werte per 30.06.2022 liegen deutlich über den Schätzwerten vom 30.06.2021. Der Anstieg lässt sich primär auf die Aktualisierung der Treibhausgas-Koeffizienten gemäss KBOB1 und auf Modellanpassungen hinsichtlich verbesserter Berücksichtigung von Klimadaten zurückführen. Diese Schätzung sowie die hohe relative Bedeutung des Hypothekargeschäfts für das gesamte Kreditgeschäft der Graubündner Kantonalbank verdeutlichen den Hebel, der hier besteht, mit dem durch die Finanzierung von zertifizierten Minergie- bzw. Passivhaus-Neubauobjekten oder energieeinsparenden Renovationen bestehender Gebäude die indirekten CO2e-Emissionen gesenkt werden können.

Im Jahr 2022 wurde von der Schweizerischen Bankiervereinigung eine neue Selbstregulierungsrichtlinie im Bereich Hypothekarberatung erlassen. Dazu hat die Graubündner Kantonalbank eine Arbeitsgruppe eingesetzt, die prüft, wie die Richtlinien in der Beratung sowie im Finanzierungsprozess (Datenerfassung und Abwicklung) umgesetzt und implementiert werden sollen. Ziel der Richtlinie ist es, einen Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung des Gebäudeparks der Schweiz zu leisten und mit den Hypothekarkunden die langfristige Werterhaltung und die Energieeffizienz ihrer Liegenschaft zu thematisieren.

Das Hypothekargeschäft ist einer der Hauptpfeiler im Kreditportfolio der Graubündner Kantonalbank. Zur Erhöhung der Klimatransparenz wird über die nächsten ein bis zwei Jahre im Sinne der Partnership for Carbon Accounting Financials (PCAF) eine Bewertung und Offenlegung der finanzierten Emissionen vorgenommen. Basierend auf diesen Ergebnissen sollen anschliessend ein Absenkungspfad (in Anlehnung an die Science Based Targets initiative (SBTi)) sowie Massnahmen zur Erreichung der Ziele definiert werden.

1KBOB: Koordinationskonferenz der Bau- und Liegenschaftsorgane der öffentlichen Bauherren

Weiterentwicklung des Firmenkundenkreditgeschäfts

Die Berücksichtigung von Nachhaltigkeitsaspekten soll im Jahr 2023 auch im Kreditreglement der Graubündner Kantonalbank stärker verankert werden. In der Zukunft sollen im Kreditgeschäft mit kleineren und mittleren Firmenkunden innerhalb des Kreditprozesses nebst der Beurteilung der traditionellen finanziellen Kreditrisiken zusätzlich qualitative und quantitative nachhaltigkeitsbezogene Faktoren miteinbezogen werden. In den kommenden Jahren wird die Graubündner Kantonalbank vertieft prüfen, inwiefern diese nachhaltigkeitsbezogenen Risiken bei der Festlegung der Kreditkonditionen und der Bewertung von Sicherheiten (verpfändete Vermögenswerte) einbezogen werden können. Schliesslich wird die Graubündner Kantonalbank ganz im Sinne der Partnership for Carbon Accounting Financials (PCAF) die Treibhausgasemissionen bei den ausstehenden Firmenkundenkrediten berechnen und mittelfristig einen möglichen Absenkungspfad basierend auf einem globalen Standard wie beispielsweise der Science Based Targets Initiative (SBTi) oder der Net-Zero Banking Alliance (NZBA) festlegen.

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