Kapitel 6: Nachhaltiges Kreditgeschäft

6.1 Relevanz des Themas für die Graubündner Kantonalbank und die Beteiligungsgesellschaften

Das Kreditgeschäft ist, gemessen an seinem finanziellen Volumen sowie dem erwirtschafteten Netto-Zinserfolg, das grösste Geschäftsfeld der Graubündner Kantonalbank. Bei den Beteiligungsgesellschaften, Albin Kistler AG, BZ Bank Aktiengesellschaft und Privatbank Bellerive AG, hat das Ausleihungsgeschäft eine unwesentliche Bedeutung. Entsprechend ist das Thema eines nachhaltigen Kreditgeschäfts nur für die Graubündner Kantonalbank selbst wesentlich, weshalb in diesem Kapitel ausschliesslich die Graubündner Kantonalbank abgedeckt wird.

Mit der Vergabe von Hypotheken und Krediten hat die Graubündner Kantonalbank direkte positive oder negative Lenkungswirkung auf Umwelt und Gesellschaft. Dasselbe gilt für die Ausgestaltung ihres Finanzierungsangebots unter der Berücksichtigung von Nachhaltigkeitschancen und -risiken. Auch möchte die Bank ihre Kundschaft in der Transformation hin zu einem nachhaltigen Geschäftsmodell begleiten. Dies mit entsprechender Beratung und passenden Anreizen im Produkt- und Dienstleistungsangebot.

Beispielsweise kann eine Bank durch ihre Vergabe- und Preispolitik bei Hypotheken Anreize schaffen, dass beim Bau oder bei der Sanierung von Immobilien von den Eigentümern die Energieeffizienz und damit die Klimawirkung der Gebäude verbessert werden. Analog dazu können bei der Unternehmensfinanzierung über die Ausgestaltung von Produkten und Dienstleistungen von Firmenkrediten ökologische und/oder soziale Wirtschaftsaktivitäten gefördert werden. Hier geht es zum Beispiel um die Erzeugung von erneuerbaren Energien, das Gesundheits- und Bildungswesen, ökologischere und/oder sozialere Produktionsmethoden wie die Umstellung auf Biolandwirtschaft oder die Verbesserung der Arbeitssicherheit und des Gesundheitsschutzes. Umgekehrt besteht bei der Vergabe von Krediten das Risiko, dass mit den Finanzmitteln wirtschaftliche Tätigkeiten ermöglicht werden, die nicht nachhaltig sind. Beispiele dafür sind Unternehmen, die direkt oder indirekt über ihre Lieferanten in Menschenrechtsverletzungen wie Kinderarbeit verwickelt sind oder überproportional zur Umweltverschmutzung beitragen und keine Bemühungen zu deren Reduktion erkennen lassen.

Eine Bank hat bei ihrer nachhaltigen Kreditpolitik folgende Wirkungsmöglichkeiten: Sie ermittelt und bewertet die ökologischen und sozialen Auswirkungen der zu finanzierenden Aktivitäten oder Investitionen aufgrund der vorliegenden Informationen ihrer Kundinnen und Kunden. Sie berücksichtigt diese bei ihrer Ausgestaltung von Produkten und Dienstleistungen sowie bei ihrem Risikomanagement. Zudem informiert sie ihre Kundschaft im Rahmen des Prozesses proaktiv und transparent über die Vorzüge ihrer nachhaltigen Finanzierungsprodukte sowie über ihre Nachhaltigkeitskriterien als Teil der Ausgestaltung von Produkten und Dienstleistungen. Damit setzt sie Signale und trägt ihrer Lenkungswirkung Rechnung.

6.2 Ambition der Graubündner Kantonalbank

Die Graubündner Kantonalbank fördert die Nachhaltigkeit im Kreditgeschäft erstens mit spezifischen Angeboten für Kundinnen und Kunden. Besondere Priorität hat das Hypothekargeschäft aufgrund seines grossen Umfangs, vorliegender Schätzungen seines CO2-Fussabdrucks sowie der hohen Priorität, die der Kanton Graubünden dem Gebäudesektor in seinem im August 2021 vorgelegten Aktionsplan «Green Deal für Graubünden» einräumt. Ausserdem fördert die Graubündner Kantonalbank die Erzeugung von Wasserkraft als erneuerbare, emissionsfreie Energiequelle und bedeutendste inländische Rohenergiequelle der Schweiz.

Zweitens achtet die Graubündner Kantonalbank bei der Vergabe von Firmen- und Konsortialkrediten grundsätzlich darauf, dass die finanzierten Aktivitäten und Projekte ihren Nachhaltigkeitsstandards und -zielen möglichst weitgehend entsprechen. So will die Graubündner Kantonalbank einen Beitrag zur Senkung der CO2-Emissionen in Anwendung der Klimaschutzrichtlinien der UN-Klimakonferenz 2015 leisten, das heisst zur Begrenzung der menschengemachten globalen Erwärmung bis 2050[1] auf deutlich unter 2 Grad Celsius gegenüber vorindustriellen Werten beitragen.

Drittens will die Graubündner Kantonalbank ihr Kreditportfolio mittels per definierten Nachhaltigkeitskriterien so ausrichten, dass es den mit Nachhaltigkeitsthemen verbundenen Chancen und Risiken optimal Rechnung trägt und letztendlich einen stabilen Ergebnisbeitrag erwirtschaftet.

Die Leistungskennzahl zum nachhaltigen Kreditgeschäft findet sich in der Tabelle «Finanz- und Nachhaltigkeitsziele».

[1] Das Ziel von «Paris-aligned 2040»  wurde auf «Paris-aligned 2050» geändert, da bereits heute klar ist, dass die Messung und der künftige Absenkungspfad der Graubündner Kantonalbank auf extern beschafften Daten basieren werden, die auf einem Zielkurs von Netto-Null per 2050 ausgelegt sind. Daten mit einem Zielkurs per 2040 sind auf absehbare Zeit nicht verfügbar.

6.3 Aktuelle Herangehensweise der Graubündner Kantonalbank

6.3.1 Finanzierung grüner Gebäude

Der Kanton Graubünden hat im Herbst 2021 im Grossen Rat die erste Etappe des Aktionsplans Green Deal beschlossen und unterstützt damit unter anderem energetische Sanierungen im Kanton Graubünden. Die Graubündner Kantonalbank fördert dabei die Finanzierung grüner Gebäude im Sinne der hohen Energieeffizienz der finanzierten Bauobjekte mit einem spezifischen Angebot für ihre Kundinnen und Kunden. Zusammen mit dem Amt für Energie und Verkehr des Kantons Graubünden wurde ein Dienstleistungspaket mit folgender Stossrichtung aufgesetzt:

Ziel ist es, die Kundschaft beim Thema energetische Sanierungen ganzheitlich zu betreuen und zu unterstützen. Die Kundinnen und Kunden können von den Förderprogrammen des Kantons Graubünden profitieren, den langfristigen Wert der Immobilie erhöhen, die CO2-Emissionen reduzieren und Energiekosten sparen. Hierzu bezahlt die Graubündner Kantonalbank als direkte Förderleistung für eine energetische Sanierung von Öl- und Gasheizung (Ersatz) eine Abwrack-Prämie und beteiligt sich an den Kosten für die Erstellung von GEAK-Gutachten (Basis für eine umfassende Sanierungsmassnahme). Das Dienstleistungspaket umfasst zudem Unterstützung in den Bereichen der Steuer- und Pensionsplanung in einem vordefinierten Umfang.

6.3.2 Hypothekarberatung zur Förderung der Energieeffizienz

Bei selbst bewohnten Einfamilienhäusern und selbst genutzten Ferienhäusern, die älter als 20 Jahre sind, wird im Beratungsgespräch die Energieeffizienz der Liegenschaften thematisiert sowie über weitere Anlaufstellen zum Thema energetische Sanierungen (langfristige Werterhaltung) informiert. Damit soll ein Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung des Gebäudeparks geleistet werden und sichergestellt werden, dass die von der Schweizerischen Bankiervereinigung erlassene Selbstregulierungsrichtlinie im Bereich Hypothekarberatung fristgerecht per 1. Januar 2024 umgesetzt wird.

6.3.3 Finanzierung erneuerbarer Energiequellen

Bei der Finanzierung der Produktion erneuerbarer Energien richtet die Graubündner Kantonalbank ihren Fokus auf Kredite an grössere Bündner Kraftwerkgesellschaften, namentlich Wasserkraftprojekte. Daneben finanziert die Graubündner Kantonalbank auch Produktionsanlagen im Bereich der Wasserkraft sowie Solarkraft, Windkraft und Fernwärme.

6.3.3.1 Wasserkraft

Die Graubündner Kantonalbank gewährt Darlehen zum Bau, zur Sanierung oder zur Refinanzierung von Kleinwasserkraftwerken (maximale Erzeugungskapazität von 10 Megawatt (MW)) sowie zur Sanierung oder zur Refinanzierung bestehender Wasserkraftwerke mit einer Erzeugung von mehr als 10 MW. Lokale Umwelteinflüsse und mögliche Kontroversen werden bei der Bewertung aller Wasserkraftprojekte berücksichtigt. Nationale und kantonale Vorschriften in Bezug auf lokale Umwelteinflüsse werden im Sinne einer Mindesterwartung strikt befolgt. Im Weiteren legt die Graubündner Kantonalbank Wert auf ein anerkanntes Qualitäts- und Umweltmanagementsystem. Die Darlehensgewährung für Wasserkraftprojekte ist auf Projekte in der Schweiz beschränkt und entspricht den International Finance Corporation (IFC) Performance Standards.

6.3.3.2 Windenergie

Die Graubündner Kantonalbank gewährt Darlehen zum Bau, zur Sanierung oder zur Refinanzierung von Onshore-Windenergieanlagen und anderen aufkommenden Technologien. Die Darlehensgewährung für Windenergieprojekte ist auf Projekte in der Schweiz beschränkt.

6.3.3.3 Fernwärme und Anergiesysteme

Die Graubündner Kantonalbank gewährt Darlehen zum Bau, zur Sanierung oder zur Refinanzierung von Anlagen zur Herstellung und Verteilung von thermischer Energie. Dabei handelt es sich zum einen um Fernwärme, zum anderen um Anergienetze. Die Fernwärme resultiert mehrheitlich aus der Abwärme von Abfallverwertungs- oder Abwasserreinigungsanlagen sowie industriellen Prozessen und erneuerbaren Energieträgern wie Seewasser, Grundwasser, Biomasse oder Holz. Eine weitere Form der dezentralen thermischen Versorgung bieten Anergiesysteme. Damit kann ein Versorgungsgebiet gleichzeitig mit Wärme und Kälte versorgt werden. Es werden Ab- und Umweltwärme genutzt bzw. abgegeben und in einem Kreislauf zwischen den angeschlossenen Einheiten ausgetauscht.

Bei der Beurteilung der Darlehensnehmer legt die Graubündner Kantonalbank Wert auf die Verwendung von mehrheitlich einheimischem Holz. Wer ausschliesslich mit lokalem Holz heizt, belastet das Klima deutlich weniger. Das beim Verbrennen entstehende CO2 wird wieder gebunden, auch weil das Schweizer Waldgesetz vorschreibt, dass nur so viel Holz genutzt werden darf, wie gleichzeitig nachwächst. Zum Ausgleich von Leistungsspitzen, etwa an sehr kalten Wintertagen sowie beim Aufbau einer neuen Heizzentrale oder bei Reparatur- und Sanierungsarbeiten, können fossile Energieträger wie Erdgas und Öl ergänzend beigezogen werden. Die Darlehensgewährung ist auf Projekte im Bereich Fernwärme und Anergienetze in der Schweiz beschränkt.

6.3.4 Finanzierung des Kreditgeschäfts mittels Emission von Green Bonds

Mit der Lancierung von Green Bonds verfolgt die Graubündner Kantonalbank nebst der Förderung einer umweltverträglichen Modernisierung bestehender erneuerbarer Bündner Stromproduktionsanlagen auch das Ziel der Aufrechterhaltung der Attraktivität des Wirtschaftsstandorts Graubünden sowie einen Beitrag zur indirekten Reduktion des CO2-Ausstosses. Mit dem Emissionserlös beabsichtigt die Graubündner Kantonalbank, grüne Projekte ganz oder teilweise in den Bereichen «Erneuerbare Energiequellen» (siehe Abschnitt 2 oben) und «Grüne Gebäude» zu finanzieren und/oder zu refinanzieren.

Die Graubündner Kantonalbank erstellt regelmässig, mindestens einmal jährlich, ein aggregiertes Reporting über die Allokation und die Umweltauswirkungen der Green Bonds. Ein unabhängiger externer Prüfer ist beauftragt, die Allokation der grünen Darlehen der Graubündner Kantonalbank zu überprüfen und einen Bericht über die Einhaltung der Kriterien aller emittierten Green Bonds der Graubündner Kantonalbank zu erstellen. Zur Refinanzierung von «grünen Darlehen» hat die Bank in den Jahren 2021 und 2022 zwei Green Bonds mit einem Emissionsvolumen von CHF 300 Mio. ausgegeben.

Der von der Graubündner Kantonalbank durch die zwei erwähnten Green Bonds finanzierte Gebäudepark umfasst 432 Eigenheime. Der Unterschied an jährlichen CO2-Emissionen zwischen den finanzierten Objekten und den Referenzobjekten beträgt 249 Tonnen CO2e pro Jahr.

Mit den Green Bonds werden nicht nur besonders klimafreundliche Gebäude finanziert, sondern auch Wasserkraftwerke unterstützt, die zusammen eine mittlere jährliche Produktionserwartung von 2’400 GWh Wasserstrom haben, was einem im Vergleich zum CH-Strommix geringeren CO2-Ausstoss in Höhe von 55’500 Tonnen CO2e pro Jahr entspricht. Der dem Green Bond anrechenbare Anteil beträgt bei den CO2-Emissionen 18% bzw. 10’119 Tonnen CO2e.

Die detaillierte Berichterstattung erfolgt im Green Bond Reporting. Der Report ist auf der Website unter www.gkb.ch/GreenBond verfügbar.

6.3.5 Finanzierung von Start-ups mit nachhaltigen, innovativen Produktlösungen

Bezüglich der Finanzierung von Start-ups mit nachhaltigen, innovativen Produktlösungen engagiert sich die Graubündner Kantonalbank über die 1999 von ihr gegründete Stiftung INNOZET. Seit dem Jahr 2000 wird INNOZET auch von der Stiftung Berthold Leibinger und TRUMPF Schweiz AG unterstützt. Neben der Äufnung des Stiftungskapitals stellt die Graubündner Kantonalbank die Geschäftsstelle und die TRUMPF Schweiz AG das Sekretariat von INNOZET.

Gefördert werden heute von INNOZET nachhaltig plausible Geschäftsideen mit Schwerpunkt Technologie und Tourismus von Bündner Unternehmungen in der Entwicklungs- und Startphase. Die Schaffung neuer Arbeitsplätze im Kanton Graubünden ist nebst dem Wertschöpfungs- und Innovationspotenzial eine der wesentlichen Voraussetzungen. Die Graubündner Kantonalbank prüft eingehende Finanzierungsanfragen und gibt eine Empfehlung an den Stiftungsrat ab. INNOZET leistet finanzielle Unterstützung in Form von Aktienbeteiligungen oder Darlehen zu marktüblichen Konditionen und steht den Unternehmen mit ihrem Beziehungsnetz in Politik und Wirtschaft beratend zur Seite. In den letzten vier Jahren wurden insgesamt 44 Jungunternehmen beurteilt, wovon 11 Projekte unterstützt werden. Von den unterstützten Unternehmen weisen fünf einen direkten Nachhaltigkeitsbezug auf.

6.3.6 Berücksichtigung von Sozial- und Umweltrisiken im Firmenkundenkreditgeschäft

Das Firmenkundenkreditgeschäft der Graubündner Kantonalbank ist in der Regel auf lokale, im Kanton ansässige Kundschaft ausgerichtet. Aufgrund ihrer lokalen Verankerung hat die Graubündner Kantonalbank direkten Einblick in das Geschäftsgebaren ihrer kantonal ansässigen kleineren und mittleren Firmenkunden und kann somit die Einhaltung der rechtlichen Rahmenbedingungen und so auch der in der Schweizer Bundesverfassung verankerten Menschenrechte gut einschätzen. Entsprechend enthalten die Kreditverträge der Graubündner Kantonalbank heute aufgrund der fehlenden Notwendigkeit keine spezifischen Anforderungen betreffend Einhaltung der Menschenrechte. Die nachfolgende Tabelle zeigt die Kreditexposition der Graubündner Kantonalbank nach Branchen.

Branchenübersicht Ausleihungen

Stand per 31.12.2023 (konsolidiert, nach Verrechnung Wertberichtigungen)

 

 

 

in CHF 1'000

 

 

Land- und Forstwirtschaft, Fischerei

199'763

Bergbau; Gewinnung von Steinen und Erden

15'820

Verarbeitendes Gewerbe; Herstellung von Waren

715'375

Energie- und Wasserversorgung

625'356

Baugewerbe

311'352

Handel und Reparatur von Automobilen

126'398

Gross- und Detailhandel

279'131

Verkehr und Lagerei

296'762

Gastgewerbe

843'973

Information und Kommunikation

53'662

Finanz- und Versicherungsdienstleistungen

2'819'160

Immobilienwesen

3'425'031

Dienstleistungen

469'580

Öffentliche Verwaltung; Unterrichtswesen

184'507

Gesundheits- und Sozialwesen

390'775

Total Firmenkundengeschäft

10'756'645

Private Haushalte

13'206'783

Total Ausleihungen

23'963'428

 

 

Zusammensetzung des Firmenkundengeschäfts per 31.12.2023 nach Grösse der Unternehmen (konsolidiert, nach Verrechnung Wertberichtigungen)

 

 

 

 

in CHF 1'000

Anzahl Unternehmen

 

 

 

1–9 Beschäftigte

5'011'622

2'363

10–49 Beschäftigte

2'346'307

516

11–49 Beschäftigte

1'092'159

122

12–49 Beschäftigte

1'511'136

105

13–49 Beschäftigte

795'421

1'403

Total Firmenkundenkreditgeschäft

10'756'645

4'509

 

 

 

Im Grosskunden- und Konsortialkreditgeschäft führt die Graubündner Kantonalbank seit 2021 als Teil ihrer Kreditpolitik bei der Kreditvergabe und ihrer jährlichen Überprüfung eine direkte, systematische Überprüfung der Sozial- und Umweltrisiken durch. Bei Konsortialkrediten liegt das Domizil des Kreditnehmers bzw. dessen Konzernzentrale in der Regel ausserhalb des Kantons Graubünden. Es muss jedoch in der Schweiz, Liechtenstein, Deutschland oder Österreich liegen. Nachstehend folgen die Nachhaltigkeitskriterien für die Kreditvergabe an Gross- und Konsortialkunden. Das KMU-Kreditgeschäft ist von diesen Kriterien ausgenommen.

Die Ausschlusskriterien werden jährlich von Vertretern der Fachbereiche Anlegen und Finanzieren des Fachausschuss Nachhaltigkeit überprüft und gemäss gängigen Marktstandards weiterentwickelt. Für das Jahr 2023 wurden bei den Ausschlüssen kontroverser Geschäftsfelder im Bereich Kohle die Schwellenwerte präzisiert. Neu wird zwischen Förderung und Verstromung unterschieden. Zusätzlich sind die Geschäftsfelder unkonventionelles Öl und Gas, Unternehmen mit grossen Thermalkohlereserven und Pornografie aufgeführt. Der Fachausschuss Nachhaltigkeit bespricht und verabschiedet die unterbreiteten Vorschläge.

Die Risikopolitik der Graubündner Kantonalbank sieht vor, dass das Volumen der Ausleihungen an Grosskunden und Konsortialkunden mit Verletzung der drei obengenannten Nachhaltigkeitskriterien ein Prozent der gesamten Kundenausleihungslimiten nicht überschreiten darf. Finanzierungen zugunsten von Tochterunternehmungen von grundsätzlich auszuschliessenden Konzernen, die nachhaltige Güter produzieren bzw. fördern (zum Beispiel Wasserkraft-Partnerwerke von Energiekonzernen mit erhöhtem Anteil an Kernenergie), gehen nicht zulasten der Toleranzlimite. Sollte die Toleranzlimite überschritten werden, werden Massnahmen für eine möglichst rasche Wiedereinhaltung der Toleranzlimite ergriffen.

Die interne Überprüfung des gesamten bestehenden Kreditportfolios der Graubündner Kantonalbank mit Grosskunden und Konsortialkreditnehmern im November 2023 ergab: Kein Kreditnehmer eines Konsortialkredits, an dem die Graubündner Kantonalbank beteiligt ist, wies eine «Red Flag» auf. Ein bestehender Kreditnehmer verletzte die Umsatzlimite für kontroverse Geschäftsfelder (Atomenergie), und vier Kreditnehmer wiesen hohe ESG-Risiken (ESG-Rating von B bzw. CCC) auf. Die entsprechenden Ausleihungslimiten beliefen sich auf einen Gesamtumfang von CHF 107.0 Mio. bzw. 0.4% der gesamten Kundenausleihungslimiten und lagen damit unter der Toleranzlimite.

Die aktuelle Kreditpolitik im Geschäft mit kleineren und mittleren Firmenkunden sieht keine Vergabe von Krediten vor, bei denen die Bank den Kreditzweck nicht kennt. Die Kreditpolitik sieht in der Kreditprüfung und -überwachung vor, dass neben ökonomischen Faktoren auch relevante Nachhaltigkeitsaspekte in den Bereichen Umwelt, Soziales und verantwortungsvolle Unternehmensführung gewürdigt werden. Die Graubündner Kantonalbank hat im Berichtsjahr bei der Kreditprüfung die Systemvoraussetzung geschaffen, um in der Zukunft die Möglichkeit einer umfassenden und strukturierten Erfassung der Sozial- und Umweltrisiken zu entwickeln. Es wird auch geprüft, ob und wie nachhaltigkeitsbezogene Kriterien in die Bewertung der Sicherheiten mit einbezogen werden können.

Das Kreditportfolio der Graubündner Kantonalbank ist stark im Heimkanton verankert. Mit Finanzierungen in anderen Regionen der Schweiz konnte eine gewisse regionale Diversifizierung erreicht werden.

Geografische Verteilung der Ausleihungen per 31.12.2023 (konsolidiert, nach Verrechnung Wertberichtigungen), Aufteilung nach Grossregionen

 

 

 

in CHF 1'000

 

 

Graubünden

16'165'024

Zürich

2'852'639

Ostschweiz (ohne Graubünden)

1'206'783

Nordwestschweiz

1'041'302

Espace Mittelland

867'433

Ausland

626'332

Zentralschweiz

623'250

Tessin

290'870

Genferseeregion

289'795

Total Ausleihungen

23'963'428

 

 

Der Bezugsraum für die Einteilung in die verschiedenen Regionen orientiert sich an den vom Bundesamt für Statistik definierten Grossregionen. Für grundpfandgedeckte Finanzierungen ist das Objektdomizil relevant, für alle anderen Deckungen ist das Domizil des Sicherheitengebers relevant. Hypotheken werden nur mit Objektdomizil Schweiz finanziert. Bei den Auslandfinanzierungen handelt es sich um kurantgedeckte oder ungedeckte Kredite an Schuldner mit Kundendomizil ausserhalb der Schweiz.

6.3.7 Aus- und Weiterbildung

Alle bestehenden und neuen an der Kreditvergabe beteiligten Mitarbeitenden der Graubündner Kantonalbank werden in der Anwendung der bestehenden resp. der neuen Richtlinien und Reglemente im Kreditgeschäft geschult. Zur Qualitätssicherung und Professionalisierung in der Kundenberatung werden seit 2018 alle Kundenberaterinnen und Kundenberater der Graubündner Kantonalbank systematisch weitergebildet und nach dem nationalen Standard «CertKB» der Interessengemeinschaft der Kantonalbanken zertifiziert. Teil der Schulungen, der Zertifizierung und der regelmässigen Rezertifizierung ist auch die Kreditpolitik der Graubündner Kantonalbank. Die oben genannte Selbstregulierung im Bereich der Hypothekarberatung wurde im Berichtsjahr neu in das Ausbildungskonzept integriert. Im Rahmen der Anforderungen zur Umsetzung des Gegenvorschlags der Konzernverantwortungsinitiative hat die Graubündner Kantonalbank die Aus- und Weiterbildung der involvierten Fachgruppen initiiert. Der Fokus liegt hierbei auf der Umsetzung des TCFD-Standards (TCFD: Task Force on Climate-related Financial Disclosures), der Berechnung des CO2-Fussabdrucks mit der Partnership for Carbon Accounting Financials (PCAF) sowie der Festlegung eines wissenschaftsbasierten Absenkungspfades.

6.4 Weiterentwicklung und nächste Schritte

Die Graubündner Kantonalbank wird 2024 ihren Nachhaltigkeitsansatz im Kreditgeschäft in folgenden Bereichen weiterentwickeln:

6.4.1 Weiterentwicklung des Hypothekargeschäfts

In Zukunft sollen in der Ausgestaltung von Produkten und Dienstleistungen des Hypothekargeschäfts auch die Umweltrisiken erfasst und berücksichtigt werden. Die Graubündner Kantonalbank hat 2021 durch die IAZI AG erstmals eine unabhängige Schätzung der indirekten CO2e-Emissionen der mit ihren Hypothekarkrediten (Wohnbau) finanzierten Immobilien vornehmen lassen (sog. Scope-3-Emissionen). Die indirekten CO2e-Emissionen aus dem Hypothekarportfolio im Wohnbausegment der Graubündner Kantonalbank beliefen sich per Stichtag 30.09.2023 auf 266’400 Tonnen CO2e. Dies entspricht einem geschätzten Durchschnittswert von 37 kg CO2e pro m2 und pro Jahr (per 30.06.2022 lag der Wert bei 39 kg CO2e pro m2 und pro Jahr). Bei Einfamilienhäusern bzw. Mehrfamilienhäusern beträgt der durchschnittliche Wert 40 bzw. 42 kg CO2e pro m2 und pro Jahr. Finanzierte Eigentumswohnungen weisen einen Wert von 29 kg CO2e pro m2 und pro Jahr aus.

Diese Schätzung sowie die hohe relative Bedeutung des Hypothekargeschäfts für das gesamte Kreditgeschäft der Graubündner Kantonalbank verdeutlichen den Hebel, mit dem durch die Finanzierung von zertifizierten Minergie- bzw. Passivhaus-Neubauobjekten oder energieeinsparenden Renovationen bestehender Gebäude die indirekten CO2e-Emissionen gesenkt werden können.

Das Hypothekargeschäft ist einer der Hauptpfeiler im Kreditportfolio der Graubündner Kantonalbank. Die Erfassung von nachhaltigkeitsbezogenen Kriterien sowie deren Einfluss auf die Bewertung von Sicherheiten werden zukünftig stärker im Fokus stehen. Zur Erhöhung der Klimatransparenz wird im Jahr 2024 im Sinne der Partnership for Carbon Accounting Financials (PCAF) eine Bewertung und Offenlegung der finanzierten Emissionen vorgenommen. Basierend auf diesen Ergebnissen sollen anschliessend ein wissenschaftsbasierter Absenkungspfad sowie Massnahmen zur Erreichung der Ziele definiert werden.

6.4.2 Weiterentwicklung des Firmenkundenkreditgeschäfts

In der Zukunft sollen im Kreditgeschäft mit kleineren und mittleren Firmenkunden innerhalb des Kreditprozesses nebst der Beurteilung der traditionellen finanziellen Kreditrisiken zusätzlich qualitative und quantitative nachhaltigkeitsbezogene Faktoren miteinbezogen werden. Im Rahmen eines Innosuisse-Projektes begleitet die Graubündner Kantonalbank die Entwicklung eines Modells zur Integration von Nachhaltigkeitsindikatoren in die Bonitätsbeurteilung von KMU. In den kommenden Jahren wird die Graubündner Kantonalbank vertieft prüfen, inwiefern nachhaltigkeitsbezogene Chancen und Risiken bei der Festlegung der Kreditkonditionen und der Bewertung von Sicherheiten (verpfändete Vermögenswerte) einbezogen werden können. Schliesslich wird die Graubündner Kantonalbank ganz im Sinne der Partnership for Carbon Accounting Financials (PCAF) die Treibhausgasemissionen bei den ausstehenden Firmenkundenkrediten berechnen und mittelfristig einen möglichen Absenkungspfad festlegen.

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