Klimabezogene Chancen und Risiken
Die GKB unterscheidet in Anlehnung an die Empfehlungen der TCFD fünf Hauptkategorien von klimabezogenen Chancen (Ressourceneffizienz, Energiequellen, Produkte und Dienstleistungen, Märkte, Resilienz) und zwei Hauptkategorien von klimabezogenen Finanzrisiken (physische Risiken und Transitionsrisiken). Für die Analyse der klimabezogenen Chancen und Risiken hat die GKB gemäss Empfehlung der TCFD drei Zeitrahmen definiert, welche die gewichtete durchschnittliche Lebensdauer des Geschäftsportfolios der GKB sowie die Zeithorizonte interner Prognosen und anderer Risikoberichte berücksichtigen:
- Kurzfristig (KF): 0 bis 5 Jahre
- Mittelfristig (MF): 5 bis 10 Jahre
- Langfristig (LF): über 10 Jahre
Massgeblich für die klimabezogenen Chancen und Risiken eines Unternehmens sind das Geschäftsmodell und die Geschäftsstrategie: Die GKB erwirtschaftet den wesentlichsten Teil ihres Ertrags mit dem Hypothekargeschäft. Auch in der Bilanz sind Hypothekarforderungen die bei Weitem wichtigste Position (CHF 21.6 Milliarden). Auf der Aufwandseite ist der Personalaufwand (CHF 131.9 Millionen) die mit Abstand bedeutendste Position, die jedoch von Klimabelangen nicht wesentlich tangiert ist.
Gemäss Geschäftsstrategie liegt der Fokus der GKB auf dem Retailgeschäft und dem Schweizer Markt, insbesondere dem Kanton Graubünden. Neben dem Hypothekargeschäft soll vor allem die Ertragskraft des Wertschriften- und Anlagegeschäfts weiter ausgebaut werden. Die Bedeutung der oben genannten wesentlichsten Ertrags- und Aufwandsquellen wird sich somit nur schrittweise ändern. Ein weiteres wichtiges Element der Strategie betrifft die Digitalisierung. Die Klimaintensität des Betriebs der GKB dürfte durch damit verbundene Effekte wie den reduzierten Gebäudebetrieb oder die abnehmende Mobilität durch Homeoffice-Möglichkeiten, sinken. Gleichzeitig wird die Digitalisierung, beispielsweise durch den Betrieb der Rechenzentren, voraussichtlich zu einem steigenden Energiebedarf führen. Insgesamt bergen die Digitalisierung und die neuen Technologien im Kontext der GKB bezogen auf den Klimawandel nach Einschätzung der Bank keine wesentlichen Chancen oder Risiken.
Bei der Analyse der klimabezogenen Chancen und Risiken fokussiert sich die GKB aufgrund ihres Geschäftsmodells und ihrer Strategie primär auf das Hypothekargeschäft und das Wertschriften- und Anlagegeschäft. Andere Teilbereiche wie ungedeckte Firmenkredite, die Finanzanlagen oder der Betrieb sind von untergeordneter Bedeutung.
Die GKB hat die nachfolgenden klimabezogenen Risiken bezüglich ihrer möglichen Auswirkungen auf die GKB eingeschätzt. Die Einschätzungen beruhen auf einer qualitativen Analyse.
In der Abbildung 2 ist die Beurteilung der klimabezogenen Chancen und Risiken zusammenfassend dargestellt.
Abbildung 2: Zusammenfassung Beurteilung der Chancen und Risiken
Nachfolgend finden sich vertiefende Informationen zur Einschätzung der einzelnen Chancen und Risiken.
Produkte, Dienstleistungen und neue Märkte als Geschäftschancen
Mit dem Klimawandel verbunden ist ein substanzieller Investitionsbedarf für die Finanzierung der Transition zu einer klimaverträglicheren Wirtschaft und Gesellschaft. Der jährliche Investitionsbedarf für die Schweiz in den Jahren 2020 bis 2050 beträgt gemäss einer Studie der Schweizerischen Bankiervereinigung (SBVg) und der Boston Consulting Group (BCG) aus dem Jahr 2021 insgesamt CHF 12.9 Milliarden pro Jahr1 – grösstenteils für den leichten (CHF 5.7 Milliarden) und schweren Strassenverkehr (CHF 1.9 Milliarden), für Gebäude (CHF 2.1 Milliarden), Energie (CHF 1.2 Milliarden) und den internationalen Flugverkehr (CHF 1.0 Milliarden). Im Gebäudebereich muss in Gebäudehüllensanierung und Heizungsersatz investiert werden, wobei 67% der Massnahmen substitutiv sind. Insgesamt macht der jährliche Finanzierungsbedarf für die Steigerung der Klimaverträglichkeit des Schweizer Gebäudeparks rund 3% des in der SBVg- und BCG-Studie genannten jährlichen Schweizer Hypothekarkreditneugeschäfts von CHF 75 Milliarden aus. Gemäss SBVg und BCG können Banken den Finanzierungsbedarf zum allergrössten Teil abdecken.
Der oben erwähnte jährliche Finanzierungsbedarf für Investitionen in die Klimaverträglichkeit von Gebäuden von CHF 2.1 Milliarden für die gesamte Schweiz kann auch durch die GKB mitgetragen werden. Die Bank sieht in der Transition kein wesentliches zusätzliches Ertragspotenzial für ihr Hypothekargeschäft. Sie nimmt aber dessen ungeachtet Einfluss auf die Transition, indem sie ihre Kundinnen und Kunden auf das Potenzial zur Steigerung der Energieeffizienz und der Klimaverträglichkeit von deren Häusern und Gebäuden hinweist und ihnen mit Rat zur Seite steht. Das Thema «effizienzsteigernde Sanierung» wird von der Bank systematisch in die Beratungen ihrer Kundschaft integriert. Ziel der GKB ist eine umsichtige und an die einzelnen Kundinnen und Kunden angepasste, bedürfnisorientierte Eigenheimfinanzierungslösung, die einer nachhaltigen Wertsicherung der bestehenden Immobilien dient. Gleichzeitig tragen diese Sensibilisierungsmassnahmen dazu bei, das Ziel der Klimastrategie der GKB zu erreichen und die durch Hypotheken indirekt mitfinanzierten THG-Emissionen zu reduzieren.
Wie die Studie der SBVg und der BCG zeigt, hat auch die Industrie einen immensen Investitionsbedarf, um die Netto-Null-Ziele gemäss Pariser Klimaabkommen zu erreichen. Entsprechend nimmt die GKB im Firmenkundengeschäft ein zunehmendes Interesse an nachhaltigen Finanzierungsmöglichkeiten wahr und begegnet diesem in der Beratung entsprechend. Die GKB plant jedoch in diesem Bereich aktuell nicht, mit eigenen Nachhaltigkeitsprodukten (namentlich Green Loans oder ähnliche Produkte) an den Markt zu gehen.
Im Geschäftsbereich der Gross- und Konsortialkunden überprüft die GKB bei der Kreditvergabe sowie auf jährlicher Basis Nachhaltigkeitskriterien systematisch und wertet diese entsprechend aus. Für Kredite an Geschäftskunden sieht die Kreditpolitik vor, dass in der Kreditprüfung und -überwachung neben ökonomischen Grundsätzen auch nachhaltigkeitsrelevante Aspekte in den Bereichen Umwelt, Soziales und verantwortungsvolle Unternehmensführung (ESG-Kriterien) beachtet werden.
Im Anlage- und Vorsorgegeschäft sind Kundinnen und Kunden in der Schweiz vermehrt für den Klimawandel sensibilisiert und wollen ihr eigenes Anlage- und Vorsorgeverhalten aus Risikoüberlegungen oder aufgrund persönlicher Werte entsprechend ausrichten. Die GKB sieht dies als Chance und möchte diesem Bedürfnis gerecht werden. Sie arbeitet deshalb daran, die Produktpalette stetig weiterzuentwickeln, und hat im Berichtsjahr mit dem «GKB (LU) Climate Leaders Global Equities» ein erstes spezifisches Fondsprodukt lanciert. Der Aktienfonds der GKB strebt einen langfristigen Kapitalzuwachs durch Investitionen in innovative Unternehmen an, die in ihrer Branche zu den Vorreitern der Erreichung von Klimazielen gehören. Die Bank ist der Überzeugung, dass alle Branchen ihren Teil zu einer kohlenstoffärmeren Zukunft leisten müssen. Daher schliesst die Bank keine Sektoren per se aus. Zur Bewertung der infrage kommenden Unternehmen des neu lancierten Fonds werden insbesondere Kriterien in Bezug auf Klimadaten (historische Reduktion der THG-Emissionen, Reduktionsziele und deren Glaubwürdigkeit sowie von der GKB entwickelte «Climate Scores») verwendet.
Im Kapitalmarkt wächst der Anteil nachhaltiger Refinanzierungsinstrumente am gesamten Anleihenmarkt kontinuierlich. Dabei machen Green Bonds den grössten Anteil aus. Die GKB nutzt dieses Refinanzierungsinstrument bereits seit 2021. Mit der Emission von Green Bonds wird zum einem der wachsenden Nachfrage nach nachhaltigen Anlagen Rechnung getragen. Zum anderen wird transparenter, in welchen Bereichen und in welchem Umfang die GKB einschlägige Engagements entwickelt. Gleichzeitig trägt die Erweiterung der Investorenbasis zur Diversifikation der Refinanzierungsquellen der Bank bei. Die Anlegerinnen und Anleger erhalten die Möglichkeit, in nachhaltige Anleihen zu investieren. Insgesamt verfolgt die Bank mit der Emission von Green Bonds die Förderung des Ausbaus und der Modernisierung bestehender erneuerbarer Schweizer Stromproduktionsanlagen und leistet einen indirekten Beitrag zur Transformation hin zu grünen und energieeffizienten Gebäuden.
1 Quelle: Schweizerische Bankiervereinigung, Sustainable Finance, Investitions- und Finanzierungsbedarf für eine klimaneutrale Schweiz (2021)
Chancen zur Reduktion des Ressourcenverbrauchs und der entsprechenden Kosten
Als Dienstleistungsunternehmen hat die GKB einen vergleichsweise tiefen Ressourcenverbrauch und entsprechend auch geringe direkte THG-Emissionen. Trotzdem ist der effiziente Umgang mit Ressourcen – insbesondere mit Energie – auch eine finanzielle Chance und deshalb ein wichtiger Bestandteil der Nachhaltigkeits- und Klimastrategie der Bank.
Die Bank setzt auf verschiedene Massnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz und zur Nutzung erneuerbarer Energiequellen, insbesondere in ihren betrieblich genutzten Gebäuden, sowie zur Reduktion des Verbrauchs von Wasser und Papier. Die GKB orientiert sich bei Neu- und Umbauten ihrer betrieblich genutzten Gebäude am Standard für nachhaltiges Bauen Schweiz (SNBS) und weiteren relevanten Standards. Neubauten werden im Minergie-P-Standard erstellt, und Sanierungen werden möglichst nahe an den Minergie-Standard herangeführt. Ökologische Verbesserungen werden konsequent durchgeführt, wenn die Amortisation der Investitionskosten durch Kosteneinsparungen in der Hälfte der technischen Lebensdauer erfolgen kann.
Auswirkungen der Klimarisiken auf das Kreditrisiko
Die Vergabe von Krediten, insbesondere für Wohn- und Gewerbeimmobilien, ist für die GKB von zentraler Bedeutung. In diesem Bereich können sich die Folgen des Klimawandels für die Bank am stärksten auswirken. Dabei wird zwischen Transitionsrisiken – beispielsweise höhere CO₂-Abgaben – und physischen Risiken – wie Extremwetterereignisse – unterschieden.
Gebäudeschäden durch Naturereignisse wie Überschwemmungen sind in der Schweiz durch die obligatorische Gebäudeversicherung weitgehend abgedeckt. Kurz- bis mittelfristig ist daher nicht mit einem signifikanten Anstieg der Kreditausfälle aufgrund physischer Klimarisiken zu rechnen. Die GKB ist in Graubünden mit Finanzierungen in Tälern grösserer Gebirge jedoch im Vergleich zu anderen Kantonalbanken stärkeren physischen Klimarisiken ausgesetzt. Im Unternehmenskreditgeschäft können akute Klimafolgen wie Überschwemmungen zwar Gebäude und Produktionsanlagen der Unternehmenskunden beschädigen und den Betrieb kurzfristig unterbrechen, doch solche Ereignisse sind in der Regel räumlich begrenzt. Daher wären nur kleinere Teile des Kreditportfolios betroffen. Hingegen kann die Klimaerwärmung langfristig einen negativen Einfluss auf den Tourismus haben, beispielsweise wegen steigender Schneefallgrenzen. Aufgrund des langsamen Effekts haben Unternehmen in vom Tourismus abhängigen Branchen nach Einschätzung der Bank noch Zeit, ihr Geschäftsmodell den sich verändernden Bedingungen anzupassen. Da sich physische Risiken eher langfristig materialisieren, schätzt die GKB die physischen Risiken kurz- und mittelfristig als gering und langfristig als mittelhoch ein.
Transitionsrisiken im Kreditgeschäft könnten sich negativ auf das Immobilienfinanzierungs- und das Unternehmenskreditgeschäft auswirken. Im Immobilienfinanzierungsgeschäft könnten steigende Kosten für THG-Emissionen oder strengere energetische Sanierungsvorschriften dazu führen, dass die Betriebskosten von Immobilien steigen oder zusätzliche Investitionen erforderlich werden. Dies könnte zu höheren Kreditausfallrisiken führen. Im Unternehmenskreditgeschäft ist das Engagement der GKB in emissionsintensiven Sektoren gering (siehe Tabelle im Abschnitt Finanzierung emissionsintensiver Branchen). Daher haben steigende CO₂-Abgaben nur begrenzte Auswirkungen auf das Kreditausfallrisiko ihrer Unternehmenskunden. Deshalb hat die GKB für die Transitionsrisiken bei Immobilienfinanzierungen und im Unternehmenskreditgeschäft die Auswirkungen auf verschiedene Kreditrisikokennzahlen mittels Szenarioanalysen quantifiziert. Die Analyse solcher Szenarien zeigt, dass die Auswirkungen für die GKB auch bei einem deutlichen Anstieg der CO₂-Preise tragbar bleiben würden. Die GKB schätzt jedoch die Relevanz von Transitionsrisiken für das Kreditgeschäft mittel- und langfristig als mittelhoch ein.
Auswirkungen von physischen und transitorischen Klimarisiken auf die Markt- und Liquiditätsrisiken
Physische und transitorische Klimarisiken können sich negativ auf Aktien-, Devisen- oder Rohstoffpreise auswirken und dadurch die Marktrisiken erhöhen. Die GKB führt jedoch kein wesentliches Handelsbuch, und ihr Finanzanlagenportfolio zur Liquiditätsbewirtschaftung konzentriert sich auf Schweizer Pfandbriefe und Obligationen des öffentlichen Sektors. Zudem werden klimabedingte Risiken durch die Diversifizierung der Finanzanlagen reduziert. Dadurch sind negative Auswirkungen auf das Marktrisiko kurz- und mittelfristig gering, die GKB schätzt jedoch die Transitionsrisiken langfristig als mittelhoch ein. Klimabedingte Einflüsse auf die Liquiditätsrisiken werden als gering erachtet, da die GKB eine breit diversifizierte Finanzierungsstruktur hat und im Geld- und Kapitalmarkt neben klassischen Refinanzierungsinstrumenten auch Green Bonds emittieren kann.
Auswirkungen von Klimarisiken auf operationelle Risiken
Die zunehmende Sensibilisierung der Öffentlichkeit für Klimafragen und damit einhergehende neue gesetzliche und regulatorische Anforderungen stellen Herausforderungen etwa bei der Datenerhebung, Datenoffenlegung und Anpassung von Beratungsprozessen dar. Diese neuen Anforderungen könnten das operationelle Risiko der GKB (beispielsweise im Zusammenhang mit rechtlichen Risiken) geringfügig erhöhen. Die GKB schätzt dieses transitorische Risiko über alle Zeithorizonte als gering ein.
Extreme Wetterereignisse könnten Gebäude der Bank oder kritische Infrastrukturen wie IT-Systeme beeinträchtigen. Durch vom Kanton vorgenommene bauliche Vorkehrungen, etwa geeignete Lawinenschutznetze und -gitter, werden diese Risiken teilweise reduziert. Risiken, die nicht durch bauliche Massnahmen verhindert werden können, sind umfassend versichert. Zusätzlich stellt die Bank sicher, dass bei solchen Ereignissen der Betrieb schnell wieder aufgenommen werden kann. Zudem sind die Mitarbeitenden geografisch flexibel, was die physische Präsenz im Betrieb betrifft (Risikodiversifikation). Kurz- und mittelfristig schätzt die GKB die Auswirkungen als gering ein. Da physische Risiken langfristig steigen können, schätzt die GKB die physischen Klimarisiken für den Betrieb als mittelhoch ein.
Reputationsrisiken
Mit der wachsenden Bedeutung von Nachhaltigkeit bei den Stakeholdern steigt das Risiko, in der Öffentlichkeit in Kritik zu geraten (z. B. durch Greenwashing). Die GKB misst der Nachhaltigkeit grosse Bedeutung zu und kommuniziert ihre Massnahmen offen und transparent. Daher wird das Reputationsrisiko insgesamt als moderat eingeschätzt.