Nachhaltiges Kreditgeschäft

Relevanz des Themas für die Graubündner Kantonalbank und die Beteiligungsgesellschaften

Das Kreditgeschäft ist, gemessen an seinem finanziellen Volumen und am erwirtschafteten Netto-Zinserfolg, das grösste Geschäftsfeld der GKB. Mit der Vergabe von Hypotheken und Krediten hat die GKB direkte positive oder negative Lenkungswirkung auf Umwelt und Gesellschaft. Dasselbe gilt für die preisliche Ausgestaltung ihres Finanzierungsangebots unter der Berücksichtigung von Nachhaltigkeitschancen und -risiken. Zudem möchte die Bank ihre Geschäftskunden in der Transformation hin zu einem nachhaltigen Geschäftsmodell begleiten. Dies mit entsprechender Beratung und passenden Anreizen im Produkt- und Dienstleistungsangebot.

Beispielsweise kann eine Bank durch ihre Vergabe- und Preispolitik bei Hypotheken Anreize schaffen, sodass beim Bau oder bei der Sanierung von Immobilien die Energieeffizienz und damit die Klimawirkung der Gebäude verbessert werden. Analog dazu können bei der Unternehmensfinanzierung über die Vergabe- und Preispolitik bei Firmenkrediten ökologische und/oder soziale Wirtschaftsaktivitäten gefördert werden. Hier geht es zum Beispiel um die Erzeugung von erneuerbaren Energien, das Gesundheits- und Bildungswesen sowie ökologischere und/oder sozialere Produktionsmethoden (beispielsweise die Umstellung auf Biolandwirtschaft oder die Verbesserung der Arbeitssicherheit und des Gesundheitsschutzes). Umgekehrt besteht bei der Vergabe von Krediten das Risiko, dass mit den Finanzmitteln wirtschaftliche Tätigkeiten ermöglicht werden, die nicht nachhaltig sind. Beispiele dafür sind Unternehmen, die direkt oder indirekt über ihre Lieferanten in Menschenrechtsverletzungen wie Kinderarbeit verwickelt sind oder zur Umweltverschmutzung beitragen.

In Bezug auf die Nachhaltigkeit hat eine Bank bei ihrer Kreditpolitik folgende Wirkungsmöglichkeiten: Sie ermittelt und bewertet die ökologischen und sozialen Auswirkungen der zu finanzierenden Aktivitäten oder Investitionen ihrer Kundinnen und Kunden. Sie berücksichtigt diese bei ihrer Vergabe- und Preispolitik sowie bei ihrem Risikomanagement. Zudem informiert sie ihre Kundschaft im Rahmen des Prozesses proaktiv und transparent über die Vorzüge ihrer nachhaltigen Finanzierungsprodukte sowie über ihre Nachhaltigkeitskriterien als Teil der Vergabe- und Preispolitik. Damit setzt eine Bank Signale auf den Finanzmärkten und trägt ihrer Lenkungswirkung Rechnung.

Ambition der Graubündner Kantonalbank

Der Gebäudesektor ist für einen erheblichen Teil der landesweiten THG-Emissionen  verantwortlich. Deshalb und aufgrund seines grossen Geschäftsumfangs misst die GKB der Klimaverträglichkeit des Hypothekargeschäfts grosse Bedeutung zu. Einen besonderen Fokus legt die GKB dabei auf die umfassende Beratung und Sensibilisierung ihrer Kundinnen und Kunden zu den Themen Energieeffizienz und Werterhaltung.

Bei der Vergabe von Firmen- und Konsortialkrediten achtet die GKB grundsätzlich darauf, dass die finanzierten Aktivitäten und Projekte ihren Nachhaltigkeitsstandards und -zielen möglichst weitgehend entsprechen. Auch hier will die GKB einen Beitrag zur Senkung der THG-Emissionen in Anwendung der Klimaschutzrichtlinien der UN-Klimakonferenz 2015 leisten, das heisst zur Begrenzung der menschengemachten globalen Erwärmung bis 2050 auf deutlich unter 2 Grad Celsius gegenüber vorindustriellen Werten beitragen.

Die Leistungskennzahl zum nachhaltigen Kreditgeschäft findet sich in der Tabelle «Finanz- und Nachhaltigkeitsziele».

Aktuelle Herangehensweise der Graubündner Kantonalbank

Hypothekarberatung zur Förderung der Energieeffizienz und der Werterhaltung

Seit Januar 2024 werden Eigentümerinnen und Eigentümer von älteren und sanierungsbedürftigen Liegenschaften im Beratungsgespräch über Angebote und Anlaufstellen zum Thema energetische Sanierungen (langfristige Werterhaltung) informiert. Damit soll die Kundschaft für das Thema Energieeffizienz und Werterhaltung sensibilisiert und ein Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung des Gebäudeparks geleistet werden. Beim Neugeschäft werden seit dem Frühjahr 2024 sämtliche Wohnimmobilien auf ihre Energieeffizienz und ihre THG-Emissionen überprüft. Seit Einführung der energetischen Bewertung und der systematischen Datenerfassung zu Beginn des zweiten Quartals 2024 wurden rund 2’500 Objekte (Stichtag: 31. Dezember 2024) durch die GKB beurteilt.

Der Kanton Graubünden hat im Herbst 2021 im Grossen Rat die erste Etappe des Aktionsplans Green Deal beschlossen und unterstützt damit unter anderem energetische Sanierungen im Kanton Graubünden. Die Graubündner Kantonalbank fördert die Finanzierung energieeffizienter Gebäude mit einem spezifischen Angebot für ihre Kundinnen und Kunden. Zusammen mit dem Amt für Energie und Verkehr des Kantons Graubünden wurde ein Dienstleistungspaket mit folgender Stossrichtung aufgesetzt:

Ziel ist es, die Kundschaft beim Thema energetische Sanierungen ganzheitlich zu betreuen und zu unterstützen. Die Kundinnen und Kunden können von den Förderprogrammen des Kantons Graubünden profitieren, den Wert der Immobilie erhöhen, die THG-Emissionen reduzieren und Energiekosten sparen. Hierzu bezahlt die Graubündner Kantonalbank als direkte Förderleistung für eine energetische Sanierung von Öl- und Gasheizung (Ersatz) eine Abwrackprämie und beteiligt sich an den Kosten für die Erstellung von GEAK-Gutachten (Basis für eine umfassende Sanierungsmassnahme). Das Dienstleistungspaket umfasst zudem Unterstützung bei der Steuer- und Pensionsplanung in einem vordefinierten Umfang.

Emissionen finanzierter Objekte

Die GKB orientiert sich zur Erreichung des Netto-Null-Ziels bis 2050 am Pariser Klimaabkommen als übergeordnetem Ziel. Die GKB hat 2021 durch die IAZI AG erstmals eine unabhängige Schätzung der indirekten THG-Emissionen vornehmen lassen; diese Emissionen hängen mit denjenigen Immobilien zusammen, die durch Hypothekarkredite (Wohnbau) der Bank finanziert wurden (sogenannte Scope-3-THG-Emissionen). Die finanzierten THG-Emissionen aus dem Hypothekarportfolio im Wohnbausegment der GKB beliefen sich per Stichtag 30. Juni 2024 auf 253’000 Tonnen CO2-Äquivalente (CO2e). Dies entspricht einem geschätzten Durchschnittswert von 35 kg CO2e pro m2 Einergiebezugsfläche (EBF) und pro Jahr (per 30. Juni 2023 lag der Wert bei 37 kg CO2e pro m2 EBF und pro Jahr). Bei Einfamilienhäusern bzw. Mehrfamilienhäusern beträgt der durchschnittliche Wert 39 bzw. 38 kg CO2e pro m2 EBF und pro Jahr. Finanzierte Eigentumswohnungen weisen einen Wert von 28 kg CO2e pro m2 EBF und pro Jahr aus.

Diese Schätzung sowie die hohe Bedeutung des Hypothekargeschäfts für das gesamte Kreditgeschäft der GKB verdeutlichen den Hebel, mit dem die THG-Emissionen durch die Finanzierung von energieeffizienten Neubauobjekten oder von energieeinsparenden Renovationen bestehender Gebäude gesenkt werden können.

Im Rahmen der Klimastrategie hat die GKB im Jahr 2024 für die finanzierten THG-Emissionen im Bereich der Wohnimmobilien wissenschaftsbasierte Ziele definiert. Wie die GKB diese erreichen möchte, zeigt ein entsprechender Absenkpfad (siehe Nachhaltigkeits- & Klimabericht). Dieser sieht vor, dass die GKB ihre Emissionen bis 2030 um 39% senkt (gegenüber dem Basisjahr 2023).

Finanzierung erneuerbarer Energiequellen

Bei der Finanzierung der Produktion erneuerbarer Energie richtet die Graubündner Kantonalbank ihren Fokus auf Kredite an grössere Bündner Kraftwerkgesellschaften, namentlich auf Wasserkraftprojekte. Daneben finanziert die GKB auch Produktionsanlagen im Bereich der Wasserkraft sowie Solarkraft, Windkraft und Fernwärme.

Wasserkraft

Die Graubündner Kantonalbank gewährt Darlehen zum Bau, zur Sanierung oder zur Refinanzierung von Kleinwasserkraftwerken (maximale Erzeugungskapazität von 10 Megawatt (MW)) sowie zur Sanierung oder zur Refinanzierung bestehender mittlerer oder grosser Wasserkraftwerke mit einer Erzeugung von mehr als 10 MW. Lokale Umwelteinflüsse und mögliche Kontroversen werden bei der Bewertung aller Wasserkraftprojekte berücksichtigt. Nationale und kantonale Vorschriften in Bezug auf lokale Umwelteinflüsse werden im Sinne einer Mindesterwartung strikt befolgt. Im Weiteren legt die Graubündner Kantonalbank Wert auf ein anerkanntes Qualitäts- und Umweltmanagementsystem. Die Darlehensgewährung für Wasserkraftprojekte ist auf Projekte in der Schweiz beschränkt und entspricht den International Finance Corporation (IFC) Performance Standards.

Windenergie

Die Graubündner Kantonalbank gewährt Darlehen zum Bau, zur Sanierung oder zur Refinanzierung von Onshore-Windenergieanlagen und anderen aufkommenden Technologien. Die Gewährung von Darlehen für Windenergieprojekte ist auf Projekte in der Schweiz beschränkt.

Fernwärme und Anergiesysteme

Die Graubündner Kantonalbank gewährt Darlehen zum Bau, zur Sanierung oder zur Refinanzierung von Anlagen zur Herstellung und Verteilung von thermischer Energie. Dabei handelt es sich einerseits um Fernwärme, andererseits um Anergienetze. Die Fernwärme resultiert mehrheitlich aus der Abwärme von Abfallverwertungs- oder Abwasserreinigungsanlagen sowie industriellen Prozessen und erneuerbaren Energieträgern wie Seewasser, Grundwasser, Biomasse oder Holz. Wer ausschliesslich mit lokalem Holz heizt, belastet das Klima deutlich weniger. Das beim Verbrennen entstehende CO2 wird wieder gebunden, auch weil das Schweizer Waldgesetz vorschreibt, dass nur so viel Holz genutzt werden darf, wie gleichzeitig nachwächst. Eine weitere Form der dezentralen thermischen Versorgung bieten Anergiesysteme. Damit kann ein Versorgungsgebiet gleichzeitig mit Wärme und Kälte versorgt werden. Es werden Ab- und Umweltwärme genutzt bzw. abgegeben und in einem Kreislauf zwischen den angeschlossenen Einheiten ausgetauscht.

Bei der Beurteilung der Darlehensnehmer legt die GKB Wert auf die Verwendung von mehrheitlich einheimischem Holz. Zum Ausgleich von Leistungsspitzen – etwa an sehr kalten Wintertagen, beim Aufbau einer neuen Heizzentrale oder bei Reparatur- und Sanierungsarbeiten – können fossile Energieträger wie Erdgas und Öl ergänzend beigezogen werden. Die Darlehensgewährung ist auf Projekte in der Schweiz beschränkt.

Finanzierung des Kreditgeschäfts mittels Emission von Green Bonds

Mit der Lancierung von Green Bonds fördert die GKB zum einen die umweltverträgliche Modernisierung von bestehenden Bündner Stromproduktionsanlagen, die auf erneuerbarer Energie basieren. Zum anderen sollen die Green Bonds dazu beitragen, die Attraktivität des Wirtschaftsstandorts Graubünden aufrechtzuerhalten, und einen Beitrag zur indirekten Reduktion der THG-Emissionen leisten. Mit dem Emissionserlös möchte die GKB energieeffiziente Immobilien und die Erzeugung erneuerbarer Energien finanzieren und/oder refinanzieren.

Die Graubündner Kantonalbank erstellt regelmässig, mindestens einmal jährlich, ein aggregiertes Reporting über die Allokation und die Umweltauswirkungen der Green Bonds. Ein unabhängiger externer Prüfer wird beauftragt, die Allokation der Darlehen der Graubündner Kantonalbank zu überprüfen und einen jährlichen Bericht über die Einhaltung der Kriterien aller emittierten Green Bonds der GKB zu erstellen. Zur Refinanzierung hat die Bank in den Jahren 2021 und 2022 zwei Green Bonds mit einem Emissionsvolumen von total CHF 300 Mio. ausgegeben.

Die von der Graubündner Kantonalbank durch die zwei erwähnten Green Bonds finanzierten Gebäude umfassen 423 Eigenheime. Die Differenz an jährlichen THG-Emissionen zwischen den finanzierten Objekten und den Referenzobjekten wird auf 340 Tonnen CO2e pro Jahr geschätzt.

Mit den Green Bonds werden nicht nur besonders klimafreundliche Gebäude finanziert, sondern auch Wasserkraftwerke unterstützt, die zusammen eine mittlere jährliche Produktionserwartung von 2’400 GWh Wasserstrom haben. Im Vergleich zum Schweizer Strommix entsteht dabei ein geringerer CO2-Ausstoss (Differenz von 55’500 Tonnen CO2e pro Jahr). Der dem Green Bond anrechenbare Anteil beträgt bei den THG-Emissionen 17 % bzw. 9’334 Tonnen CO2e.

Die detaillierte Berichterstattung erfolgt im jährlichen Green Bond Reporting, jeweils per 30. Juni. Der zuletzt im Oktober 2024 veröffentlichte Report ist auf der Website verfügbar.

Finanzierung von Start-ups mit nachhaltigen, innovativen Produktlösungen

Bezüglich der Finanzierung von Start-ups mit nachhaltigen, innovativen Produktlösungen engagiert sich die GKB als Stifterin über die Bündner Stiftung INNOZET. Zusätzlich zur Einlage von Stiftungskapital stellt die GKB auch die Geschäftsstelle der Stiftung, welche eingehende Finanzierungsgesuche prüft, diese zur Präsentation vorbereitet und dem Stiftungsrat zur Beurteilung vorlegt. INNOZET fördert nachhaltig plausible Geschäftsideen mit Schwerpunkt Technologie und Tourismus von Bündner Unternehmen in der Entwicklungs- und Startphase. Die Schaffung neuer Arbeitsplätze im Kanton Graubünden ist nebst dem Wertschöpfungs- und Innovationspotenzial eine der wesentlichen Voraussetzungen. INNOZET leistet finanzielle Unterstützung in Form von Aktienbeteiligungen oder Darlehen zu marktüblichen Konditionen und steht den Unternehmen mit ihrem Beziehungsnetz in Politik und Wirtschaft beratend zur Seite.

In den vergangenen Jahren wurden insgesamt 59 Gesuche von Bündner Jungunternehmen beurteilt, wovon 11 Projekte finanziell unterstützt werden, fünf davon weisen einen direkten Nachhaltigkeitsbezug auf.

Nachhaltigkeit im Firmenkundengeschäft

Das Firmenkundenkreditgeschäft der Graubündner Kantonalbank ist in der Regel auf lokale, im Kanton ansässige Kundschaft ausgerichtet. Aufgrund ihrer lokalen Verankerung hat die Graubündner Kantonalbank direkten Einblick in das Geschäftsgebaren ihrer im Kanton ansässigen kleineren und mittleren Firmenkunden und kann somit die Einhaltung der rechtlichen Rahmenbedingungen und so auch der in der Schweizer Bundesverfassung verankerten Menschenrechte vergleichsweise gut einschätzen. Entsprechend enthalten die Kreditverträge der GKB aufgrund der fehlenden Notwendigkeit keine spezifischen Anforderungen betreffend Einhaltung der Menschenrechte. Die nachfolgende Tabelle zeigt die Kreditexposition der Graubündner Kantonalbank nach Branchen.

Branchenübersicht Ausleihungen

Stand per 31.12.2024 (konsolidiert, nach Verrechnung Wertberichtigungen)

 

2024

2023

 

in CHF 1'000

in CHF 1'000

 

 

 

Land- und Forstwirtschaft, Fischerei

204'428

199'763

Bergbau; Gewinnung von Steinen und Erden

15'107

15'820

Verarbeitendes Gewerbe; Herstellung von Waren

691'149

715'375

Energie- und Wasserversorgung

670'971

625'356

Baugewerbe

335'690

311'352

Handel und Reparatur von Automobilen

124'965

126'398

Gross- und Detailhandel

275'400

279'131

Verkehr und Lagerei

355'976

296'762

Gastgewerbe

879'969

843'973

Information und Kommunikation

56'270

53'662

Finanz- und Versicherungsdienstleistungen

2'507'081

2'819'160

Immobilienwesen

3'582'495

3'425'031

Dienstleistungen

443'546

469'580

Öffentliche Verwaltung; Unterrichtswesen

205'528

184'507

Gesundheits- und Sozialwesen

381'601

390'775

Total Firmenkundengeschäft

10'730'175 1

10'756'645

Private Haushalte

13'957'356

13'206'783

Total Ausleihungen

24'687'530

23'963'428

1 davon 76 % gedeckt

Zusammensetzung des Firmenkundengeschäfts per 31.12.2024

Nach Grösse der Unternehmen (konsolidiert, nach Verrechnung Wertberichtigungen)

 

2024

2023

 

in CHF 1'000

Anzahl Unternehmen

in CHF 1'000

Anzahl Unternehmen

 

 

 

 

 

1–9 Beschäftigte

4'290'931

2'595

5'011'622

2'363

10–49 Beschäftigte

2'372'218

491

2'346'307

516

50–249 Beschäftigte

1'047'590

106

1'092'159

122

≥ 250 Beschäftigte

1'583'369

115

1'511'136

105

ohne Angaben

1'436'066

1'240

795'421

1'403

Total Firmenkundenkreditgeschäft

10'730'175

4'547

10'756'645

4'509

Im Grosskunden- und Konsortialkreditgeschäft führt die Graubündner Kantonalbank seit 2021 als Teil ihrer Kreditpolitik bei der Kreditvergabe und ihrer jährlichen Überprüfung eine direkte, systematische Überprüfung der Sozial- und Umweltrisiken durch. Bei Konsortialkrediten liegt das Domizil des Kreditnehmers bzw. dessen Konzernzentrale in der Regel ausserhalb des Kantons Graubünden. Das Domizil muss jedoch in der Schweiz, Liechtenstein, Deutschland oder Österreich liegen. Nachstehend folgen die Nachhaltigkeitskriterien für die Kreditvergabe an Gross- und Konsortialkunden. Das KMU-Kreditgeschäft ist von diesen Kriterien ausgenommen (siehe unten).

1 Nicht ausgeschlossen werden Unternehmen, die von der Schweizerischen Eidgenossenschaft konzessioniert wurden.

Die Ausschlusskriterien werden laufend überprüft und gemäss gängigen Marktstandards weiterentwickelt. Die Bank hat zum 1. Januar 2024 Kernenergie als Ausschlusskriterium auf der gesamten Bankebene gestrichen. Dies bedeutet, dass die GKB betroffene Unternehmen nicht mehr generell von ihrer Darlehenstätigkeit ausschliesst. Neu sind Finanzierungen von Ersatzinvestitionen und darüber hinaus alle Investitionen, die der Erhaltung der Sicherheit der Schweizer Kernkraftwerke dienen, zulässig. Jedoch sind Finanzierungen der Entwicklung oder des Baus von neuen Kernkraftwerken sowie die Gewährung von Darlehen für die Renovierung oder Refinanzierung von bestehenden Kernkraftwerken ausserhalb der Schweiz ausgeschlossen. Somit unterliegt die Refinanzierung bestehender Schweizer Kernkraftwerke nicht mehr einer Umsatzschwelle von 20%.

Die Risikopolitik der GKB sieht vor, dass das Volumen der Ausleihungen an Grosskunden und Konsortialkunden, welche die genannten drei Nachhaltigkeitskriterien verletzen, 1% der gesamten Kundenausleihungslimiten nicht überschreiten darf. Finanzierungen zugunsten von Tochterunternehmen von grundsätzlich auszuschliessenden Konzernen, die nachhaltige Güter produzieren bzw. fördern, gehen nicht zulasten der Toleranzlimite. Sollte die Toleranzlimite überschritten werden, werden Massnahmen für eine möglichst rasche Wiedereinhaltung der Toleranzlimite ergriffen.

Die interne Überprüfung des gesamten bestehenden Kreditportfolios der GKB mit Grosskunden und Konsortialkreditnehmern ergab (Datenstand: 30. Juni 2024) Folgendes: Kein Kreditnehmer eines Konsortialkredits, an dem die GKB beteiligt ist, wies eine «Red Flag» auf. Zudem wurden die Umsatzlimiten für kontroverse Geschäftsfelder durch kein Engagement verletzt, und bei keinem Kreditnehmer zeigten sich hohe ESG-Risiken (MSCI-ESG Rating von «B» bzw. «CCC»).

Die aktuelle Kreditpolitik im Geschäft mit kleineren und mittleren Firmenkunden sieht keine Vergabe von Krediten vor, bei denen die Bank den Kreditzweck nicht kennt. Die Kreditpolitik sieht in der Kreditprüfung und -überwachung vor, dass neben ökonomischen Faktoren auch relevante Nachhaltigkeitsaspekte in den Bereichen Umwelt, Soziales und verantwortungsvolle Unternehmensführung gewürdigt werden. Die Graubündner Kantonalbank hat im Berichtsjahr bei der Kreditprüfung die Systemvoraussetzung geschaffen, jedoch findet eine strukturierte Erfassung der Governance-, Sozial- und Umweltrisiken aktuell noch nicht statt. Zudem fliessen nachhaltigkeitsbezogene Kriterien aktuell noch nicht in die Bewertung der Sicherheiten mit ein.

Das Kreditportfolio der Graubündner Kantonalbank ist stark im Heimkanton verankert. Mit Finanzierungen in anderen Regionen der Schweiz konnte eine gewisse regionale Diversifizierung erreicht werden.

Geografische Verteilung der Ausleihungen per 31.12.2024

(in CHF 1'000, konsolidiert, nach Verrechnung Wertberichtigungen), Aufteilung nach Grossregionen (konsolidiert, nach Verrechnung Wertberichtigungen)

 

2024

2023

 

in CHF 1'000

in CHF 1'000

 

 

 

Graubünden

16'859'422

16'165'024

Zürich

2'931'678

2'852'639

Ostschweiz (ohne Graubünden)

1'060'494

1'206'783

Nordwestschweiz

1'151'615

1'041'302

Espace Mittelland

825'182

867'433

Ausland

558'996

626'332

Zentralschweiz

706'392

623'250

Tessin

308'106

290'870

Genferseeregion

285'644

289'795

Total Ausleihungen

24'687'530

23'963'428

Der Bezugsraum für die Einteilung in die verschiedenen Regionen wurde basierend auf den vom Bundesamt für Statistik definierten Grossregionen vorgenommen. Für grundpfandgedeckte Finanzierungen ist das Objektdomizil relevant, für alle anderen Deckungen ist das Domizil des Sicherheitengebers relevant. Hypotheken werden nur mit Objektdomizil Schweiz finanziert. Bei den Auslandfinanzierungen handelt es sich um kurantgedeckte oder ungedeckte Kredite an Schuldner mit Kundendomizil ausserhalb der Schweiz.

Aus- und Weiterbildung

Alle bestehenden und neuen in der Kreditvergabe involvierten Mitarbeitenden der Graubündner Kantonalbank werden in der Anwendung der bestehenden bzw. der neuen Richtlinien und Reglemente im Kreditgeschäft geschult. Zur Qualitätssicherung und Professionalisierung in der Kundenberatung werden seit 2018 alle Kundenberaterinnen und Kundenberater der Graubündner Kantonalbank systematisch weitergebildet und nach dem nationalen Standard «CertKB» der Interessengemeinschaft der Kantonalbanken zertifiziert. Teil der Schulungen, der Zertifizierung und der Rezertifizierung (mindestens alle 3 Jahre) ist auch die Kreditpolitik der Graubündner Kantonalbank. In diesem Rahmen werden die Kundenberaterinnen und Kundenberater bei Themen wie Klimawandel, Nachhaltigkeitsstrategie der Schweiz, des Kantons Graubünden und der GKB sowie der Transition in eine CO2-ärmere Wirtschaft weitergebildet.

Weiterentwicklung und nächste Schritte

Die Graubündner Kantonalbank wird 2025 ihren Nachhaltigkeitsansatz im Kreditgeschäft in folgenden Bereichen weiterentwickeln:

Weiterentwicklung des Hypothekargeschäfts

In Zukunft sollen in der Vergabe- und Preispolitik des Hypothekargeschäfts auch die Klimarisiken erfasst und berücksichtigt werden. 2024 hat die GKB die Grundlage dafür geschaffen: Mithilfe eines Modells sollen nachhaltige und nicht nachhaltige Objekte unterschieden werden. Der Operationalisierung des wissenschaftsbasierten Absenkpfads wird im kommenden Jahr eine hohe Bedeutung zugemessen. Im Zuge dessen wird die GKB im kommenden Jahr das Produktangebot für die nachhaltige Immobilienfinanzierung überprüfen und weiterentwickeln, um so den Kundenbedürfnissen noch besser gerecht zu werden.

Weiterentwicklung des Firmenkundenkreditgeschäfts

In der Zukunft sollen beim Kreditgeschäft mit kleineren und mittleren Firmenkunden innerhalb des Kreditprozesses nebst der Beurteilung der traditionellen finanziellen Kreditrisiken auch qualitative und quantitative nachhaltigkeitsbezogene Faktoren integriert werden. Die GKB wird vertieft prüfen, inwiefern nachhaltigkeitsbezogene Risiken bei der Festlegung der Kreditkonditionen und bei der Bewertung von Sicherheiten (verpfändete Vermögenswerte) einbezogen werden können.

Mehrere wissenschaftliche Arbeiten, die durch die GKB betreut wurden, haben gezeigt, dass Geschäftskunden insbesondere ein bedürfnisorientiertes Beratungsangebote wünschen. Diesem Bedürfnis plant die GKB in Form von Informationsveranstaltungen, einem Informationsportal und einer Tool-unterstützten Nachhaltigkeitsberatung zu begegnen. Diese Massnahmen dienen den Geschäftskunden als Einstieg in das Thema Nachhaltigkeit. Im Jahr 2024 hat die GKB deshalb ein bankinternes Projekt gestartet und mit der Ausarbeitung eines entsprechenden Angebots begonnen.

Zur Berechnung der Emissionen des Firmenkreditportfolios ist die GKB im Jahr 2024 der Partnership for Carbon Accounting Financials (PCAF) beigetreten und hat sich mit der Emissionsdatenbank vertraut gemacht. Die Bank beabsichtigt, im kommenden Jahr erste Berechnungen durchzuführen. Mittelfristig ist geplant, diese auch im Nachhaltigkeits- & Klimabericht zu publizieren.

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