Übergeordnete Netto-Null-Ziele
Sowohl die Schweiz als auch der Kanton Graubünden haben sich in ihren Klimastrategien dazu verpflichtet, bis 2050 Netto-Null zu erreichen. Auch die GKB verfolgt dieses Ziel mit ihrer Nachhaltigkeits- und Klimastrategie: Bis 2050 plant sie, ihre betrieblichen und finanzierten THG-Emissionen in den Scopes 1 bis 3 auf Netto-Null zu reduzieren. Bei der Festlegung ihrer Klimaziele orientierte sich die GKB an der vom Bundesrat verabschiedeten Klimastrategie. Daraus hat die GKB Messgrössen, sogenannte «Key Performance Indicators» (KPI), abgeleitet und operative Ziele sowie Massnahmen definiert.
Um ihre THG-Emissionen zu erheben, orientiert sich die GKB am Greenhouse Gas Protocol (GHG Protocol) und publiziert die Ergebnisse jährlich im Klimabericht. Das GHG Protocol ist in Zusammenarbeit zwischen dem World Resources Institute und dem World Business Council for Sustainable Development entstanden und legt die globalen Bilanzierungs- und Berichterstattungsstandards für die Messung und Verwaltung von THG-Emissionen fest.
Das Kernstück des GHG Protocol bildet eine Definition der verschiedenen Emissionsquellen, für die Unternehmen verantwortlich sind. Diese werden in drei Bereiche, sogenannte Scopes, eingeteilt (siehe Abbildung 3):
Abbildung 3: THG-Emissionskategorien (Scopes) nach dem Greenhouse Gas Protocol
Scope 1
umfasst alle direkten Emissionen, die aus Quellen stammen, die das Unternehmen besitzt oder die von ihm kontrolliert werden, z. B. aus seinen Produktionsanlagen, seinem Fuhrpark, seinen Büros usw. Bei Banken umfassen diese vornehmlich das Beheizen der Büroräumlichkeiten und die Nutzung des betriebseigenen Fuhrparks.
Scope 2
umfasst die indirekten Emissionen, die durch die Nutzung von eingekauftem Strom und Dampf sowie eingekaufter Wärme oder Kälte durch das Unternehmen entstehen. Die gesamten Scope-2-Emissionen eines Unternehmens hängen nicht nur davon ab, wie viel Energie es verbraucht, sondern auch vom Energieträger-Mix (d. h. vom Anteil fossiler Brennstoffe im Vergleich zu erneuerbaren Energien).
Scope 3
umfasst indirekte Emissionen, die aus der Wertschöpfungskette des Unternehmens aus vor- und nachgelagerten Aktivitäten stammen. Im GHG Protocol werden Scope-3-Emissionen in 15 Kategorien eingeteilt. Sie machen in der Regel unter den drei Bereichen den grössten Anteil an den Gesamtemissionen eines Unternehmens aus. Dies gilt insbesondere für Banken, da darin die Emissionen aus dem Kreditportfolio sowie den verwalteten Kundenvermögen (Vermögensverwaltung und eigene Fonds) unter der Kategorie «Investitionen» abgedeckt sind. Die Emissionsquelle solcher THG-Emissionen (auch bekannt als «finanzierte Emissionen») befindet sich dabei mehrheitlich nicht im Besitz oder im direkt kontrollierbaren Bereich der Bank. Entsprechend ist die Zielsetzung in diesem Bereich als Ambition zu verstehen, auf welche die Bank hinwirkt, soweit dies vernünftig möglich ist.
Die GKB hat wissenschaftsbasierte Ziele (Science-Based Targets) zur Reduzierung von THG-Emissionen erarbeitet, wobei eine Einschätzung vorgenommen wurde, inwieweit diese Ziele realistisch und erreichbar sind. Die Reduktionsziele sind ehrgeizig gesetzt, aber nach aktuellem Wissensstand grundsätzlich umsetzbar. Eine zentrale Voraussetzung für das Erreichen des Netto-Null-Ziels bis 2050 ist jedoch, dass die politischen Rahmenbedingungen so gestaltet werden, dass die THG-Emissionen in der Gesamtwirtschaft entsprechend den gesetzten Ambitionen sinken können. Weiter ist im Bereich der sogenannten Scope-3-THG-Emissionen die aktive Mitwirkung der Kundinnen und Kunden zentral. Die GKB überwacht die Entwicklung der festgelegten Zielwerte sowie mögliche Abweichungen in ihrem Portfolio anhand ausgewählter Kennzahlen.
Was sind wissenschaftsbasierte Ziele?
Wissenschaftsbasierte Ziele (SBTs) konzentrieren sich nicht auf die Organisation, ihr wirtschaftliches Umfeld oder ihre Fähigkeit, ein vordefiniertes und erreichbares Ziel zu erreichen. Vielmehr orientieren sie sich an der Klimawissenschaft und daran, was zu tun ist, um die Auswirkungen des Klimawandels zu begrenzen. Der IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change) hat hier eindeutig festgestellt, dass eine Halbierung der globalen Emissionen bis 2030 notwendig ist, um eine Begrenzung der globalen Erderwärmung auf 1.5 °C und einen Netto-Null-Status bis 2050 zu erreichen.
Im Wesentlichen legen die SBTs Emissionsreduktionspfade fest, welche die globalen Massnahmen unterstützen, die zur Begrenzung des Temperaturanstiegs auf dieses Niveau erforderlich sind.
Seit der Einführung des Netto-Null-Standards müssen Organisationen sowohl kurz- als auch langfristige Emissionsreduktionsziele festlegen, um den wissenschaftlich festgesetzten Netto-Null-Status zu erreichen. Die kurzfristigen Ziele sollten sich auf die Emissionsreduzierung in den nächsten fünf bis zehn Jahren, und die langfristigen Ziele auf die Erreichung von Netto-Null bis 2050 konzentrieren, ausgerichtet auf den Reduktionspfad von 1.5 °C.
Im Bereich Anlegen strebt die GKB das Ziel «Netto-Null 2050» an. Um dies zu erreichen, setzt die Bank insbesondere auf fokussierte, systematische Engagement-Aktivitäten. Mittels solcher Aktivitäten sollen Unternehmen ermutigt werden, ihre Umwelt-, Sozial- und Governance-Praktiken zu verbessern. Fortschritte der Unternehmen bei der Reduktion von THG-Emissionen sind damit insgesamt wichtige Treiber für die Dekarbonisierung der Anlageportfolios der Bank und ihrer Kundschaft. Die Unternehmen befinden sich in unterschiedlichen politischen und ökonomischen Regimen. Das Tempo der Dekarbonisierung wird sich daher abhängig von den Anlageklassen, Anlageregionen und Anlagezielen unterscheiden. Dies ist explizit auch im Pariser Klimaschutzabkommen durch das Prinzip der «gemeinsamen, aber unterschiedlichen Verantwortlichkeiten und jeweiligen Fähigkeiten angesichts der unterschiedlichen nationalen Gegebenheiten» vorgesehen.
Die Bank setzt damit im Anlagegeschäft in erster Linie auf das Prinzip glaubwürdiger Transformationsambitionen der Unternehmen. Investitionen in Transformationskandidaten bleiben so möglich. In den nächsten zwei bis drei Jahren soll zudem der Portfolioanteil von Unternehmen, welche die Anforderungen bezüglich Klimaneutralität realistischerweise erfüllen können und somit «Paris-aligned» wären, kontinuierlich erhöht werden. Zur Identifikation von Unternehmen mit erhöhten Klimarisiken sowie deren Massnahmen hin zu Netto-Null setzt die Bank aufgrund eingeschränkter Ressourcen vornehmlich auf Klimadaten des externen Anbieters MSCI ESG. Solche Daten sind am Markt noch relativ neu und sind daher mit grossen Methodenunsicherheiten verbunden. Um eine positive Veränderung herbeizuführen, steht die Bank im aktiven Dialog mit Anbietern von Drittfonds, ist Mitglied von Climate Action 100+ und hat Ethos Services SA beauftragt, einen aktiven Dialog mit Unternehmen zu führen. Damit profitiert die Bank von der Expertise von Ethos und von den Synergien der Aktivitäten der Ethos Engagements-Pools für institutionelle Anleger. Die Dienstleistung von Ethos beinhaltet eine im Vergleich zu anderen Engagement-Anbietern überdurchschnittlich grosse Anzahl Schweizer und globaler Unternehmen, für welche Engagement durchgeführt wird. Ziel des kontinuierlichen und konstruktiven Dialogs ist es, die Unternehmen zu ermutigen, ihre Umwelt-, Sozial- und Governance-Praktiken zu verbessern, insbesondere auch in Klimabelangen, und dadurch den Wert der Unternehmen nachhaltig zu steigern. Ethos stellt einen detaillierten Jahresbericht über die durchgeführten Engagement-Aktivitäten sowie einen individuellen Zugang zur elektronischen Plattform zur Verfügung, um die Fortschritte und die Entwicklung der gewählten Engagements zu verfolgen. Mit den vorgängig beschriebenen Massnahmen wirkt die GKB im Rahmen ihrer Möglichkeiten darauf hin, die notwendige Transformation zu einer auf Netto-Null 2050 ausgerichteten globalen Wirtschaft voranzutreiben. Im Fokus stehen Schweizer Unternehmen, deren Massnahmen hin zu Netto-Null im Vergleich zum Markt Verbesserungspotenzial aufweisen, sowie die weltweit grössten THG-Emittenten, damit die Reduktion von THG-Emissionen innert gesetzten Fristen beginnt resp. beschleunigt wird. Abhängig von den regionalen Umständen ist eine Frist von wenigen Monaten bis zu mehreren Jahren angebracht.
Somit hat sich die GKB in den verschiedenen Bereichen, in denen sie direkt oder indirekt THG-Emissionen verantwortet, strategisch das Ziel gesetzt, Netto-Null bis 2050 zu erreichen. Aufgrund der fehlenden Datengrundlage ist es aktuell jedoch noch nicht möglich, festzulegen, um wie viel Prozent die THG-Emissionen bis 2050 konkret reduziert werden sollen respektive wie hoch der Anteil der zu kompensierenden THG-Emissionen sein wird – weder in den Teilbereichen noch insgesamt.