Risikobericht

1. Einleitung

Dieser Kommentar beschreibt den Risikoverlauf im abgelaufenen Geschäftsjahr. Ausführungen zur grundlegenden Ausrichtung und zur Struktur des Risk Managements befinden sich im Anhang zur konsolidierten Jahresrechnung im Kapitel 3, «Risikomanagement», sowie im Offenlegungsbericht. Für die Ausführungen im Hinblick auf klimabezogene Finanzrisiken verweisen wir auf den separaten Nachhaltigkeits- & Klimabericht.

Die eingegangenen Bilanzstrukturrisiken (Zins- und Liquiditätsrisiken) und Kreditrisiken der BZ Bank AG, der Privatbank Bellerive AG und der Albin Kistler AG sind im Vergleich zu den Werten des Stammhauses insgesamt unwesentlich. Auf eine konsolidierte Betrachtungsweise der Risikosituation wird im Rahmen dieses Risikoberichtes deshalb verzichtet.

2. Kreditrisiken

2.1 Struktur der Kundenausleihungen

Die Kundenausleihungen (Stammhaus) in der Höhe von 24.7 Milliarden Franken verteilen sich zu 56.5 Prozent auf Privatkunden und zu 43.5 Prozent auf Geschäftskunden. Ausleihungen an Privatkunden sind in der Regel hypothekarisch oder kurant gedeckt. Im Bereich des Wohnbaus von Ein- und Zweifamilienhäusern sowie von Eigentumswohnungen liegt die durchschnittliche Belehnung zu den bankeigenen Schätzungswerten bei 55.3 Prozent (Vorjahr: 55.7 Prozent). Die Struktur der Geschäftskundenausleihungen widerspiegelt die wirtschaftlichen Gegebenheiten in den Marktgebieten der Graubündner Kantonalbank. Immobilienwesen, Gastgewerbe, Gewerbe und Produktion (inkl. Baugewerbe), Energie- und Wasserversorgung sowie Verkehr und Transport (inkl. Bergbahnen) vereinen 60.7 Prozent der Geschäftskundenausleihungen auf sich. Hypotheken und Kredite werden in einem vorgegebenen Rahmen auch ausserhalb des Kantons gewährt.

2.2 Gedeckte und ungedeckte Kreditengagements

Rund 85.3 Prozent der ausgesetzten Kreditlimiten (Vorjahr: 84.6 Prozent) sind hypothekarisch oder kurant gedeckt. Die ungedeckten Forderungen stammen vor allem aus dem KMU- und Firmenkundengeschäft und den Ausleihungen an die öffentliche Hand. An Blankokreditengagements werden entsprechende Bonitätsanforderungen gestellt. Die ungedeckten Ausleihungen konzentrieren sich aus diesem Grund zu 86.5 Prozent in sehr guten bis guten Bonitätsklassen (Ratings 1 bis 5) und sind in Bezug auf die Branchen der Kreditnehmenden diversifiziert.

2.3 Bonitätsstruktur

KMU- und Firmenkunden werden mit validen und segmentsspezifischen Ratingmodellen in zehn Bonitätsklassen eingeteilt (siehe Anhang zur konsolidierten Jahresrechnung, Kapitel 3.5, «Ratingverfahren». Gefährdete Forderungen (Impaired Loans) werden in der separaten Ausfallklasse D geführt.

44.1 Prozent der Ausleihungen im Firmenkundenportfolio sind als Investment-Grade (Ratings 1 bis 3) eingestuft. Darin enthalten sind auch Finanzierungen an die öffentliche Hand. Weitere 50.5 Prozent fallen in die für das KMU-Segment typischen Ratingklassen 4 bis 7.

Kleinstengagements und Privatkunden erhalten kein individuelles Rating, sondern werden einem Poolrating zugewiesen. Diese sind in den nachfolgenden Grafiken zur Bonitätsstruktur nicht enthalten.

Bonitätsstruktur Kundenausleihungen
Bonitätsstruktur Blankoausleihungen

2.4 Gefährdete Forderungen (Impaired Loans), überfällige Forderungen (Non-Performing Loans) und Wertberichtigungen/Rückstellungen

Die gefährdeten Forderungen haben 2024 um 4.4 Prozent auf CHF 218.9 Mio. zugenommen und betragen gegenüber dem Vorjahr unverändert 0.9 Prozent der Bruttoausleihungen. Der unbesicherte Teil der gefährdeten Forderungen ist grundsätzlich wertberichtigt. Die Wertberichtigungen und die Rückstellungen für Kreditrisiken erhöhten sich 2024 um 50.8 Millionen Franken. Diese Zunahme ist hauptsächlich auf die Äufnung der Wertberichtigungen für inhärente Kreditrisiken zurückzuführen (siehe Anhang zur konsolidierten Jahresrechnung, Kapitel 4.2, «Methoden zur Festlegung des Wertberichtigungsbedarfs»). Der Nominalwert der Non-Performing Loans lag Ende 2024 bei 28.3 Millionen Franken oder 0.1 Prozent der Bruttoausleihungen.

2.5 Klumpenrisiken im Kundengeschäft

Die GKB wertet vierteljährlich die grössten Kreditengagements auf Stufe der wirtschaftlichen Einheit (Gruppe verbundener Kreditnehmer/Gegenparteien) aus. Drei Kreditengagements im Kundengeschäft des Stammhauses sind aufgrund der Überschreitung der 10-Prozent-Grenze der anrechenbaren Eigenmittel meldepflichtig. Die zwanzig grössten Schuldner der Bank vereinen ein Kreditvolumen von 3'437.3 Millionen Franken oder 13.9 Prozent (Vorjahr: 14 Prozent) der Kundenausleihungen auf sich.

2.6 Kreditpolitik im aktuellen Wirtschaftsumfeld

Die topografischen Voraussetzungen Graubündens führen zu einer sehr heterogenen Wirtschaftsstruktur. Von der prosperierenden Region Churer Rheintal über die touristischen Destinationen bis hin zu peripheren Tälern lassen sich unterschiedlichste strukturelle Entwicklungen feststellen. Seit einigen Jahren ist in vielen Regionen eine Tendenz zur Abwanderung in die grösseren regionalen Zentren und ins Churer Rheintal zu erkennen. Zudem weist ein negativer Saldo bei der interkantonalen Migration auf einen verstärkten Wegzug aus Graubünden in andere Schweizer Kantone hin. Die schwach positive Bevölkerungsentwicklung im Kanton Graubünden war in den vergangenen Jahren einzig auf die internationale Zuwanderung zurückzuführen. Die internationale Zuwanderung ist insofern nachvollziehbar, als ausländische Arbeitskräfte vor allem in dominierenden und von Fachkräftemangel gezeichneten Branchen des Tourismus, der Bauwirtschaft sowie des Gesundheitswesens Anstellungsmöglichkeiten gefunden haben. Diesen Entwicklungen gilt es Aufmerksamkeit zu schenken. Gewisse Bevölkerungsszenarien prognostizieren für den Kanton Graubünden bereits in wenigen Jahren ein Schrumpfen sowie eine stärkere Alterung der ständigen Wohnbevölkerung, was sowohl demografisch wie auch aus Sicht der Wirtschaftsentwicklung nachteilig sein kann.

Der Tourismus stellt eine Schlüsselbranche der Bündner Wirtschaft dar. Gemäss Studien wird jeder vierte Franken im Kanton im Tourismus erwirtschaftet, und fast jeder dritte Arbeitsplatz im Kanton hängt direkt oder indirekt mit dem Tourismus zusammen. Nebst den Witterungsbedingungen stellen vor allem die Wechselkurse, konjunkturelle Entwicklungen, Veränderungen in Gästestruktur und Kundenverhalten (zum Beispiel der Trend zu Kurzaufenthalten, neue Übernachtungsformen oder ein kurzfristigeres Buchungs- und Absageverhalten) sowie die Auswirkungen des Klimawandels die Herausforderungen der hiesigen Tourismusbranche dar.

Die Konjunkturzahlen im Baugewerbe zeigten für das Jahr 2024 eine Seitwärtsbewegung. Nachfrageseitig stützte insbesondere der schweizweite Zuwanderungssaldo. Auf der Angebotsseite schränkten Raumplanung und teils langwierige Bewilligungsverfahren die Bautätigkeit ein. Die Bauwirtschaft in Graubünden ist unverändert einem intensiven Wettbewerb ausgesetzt, insbesondere im stagnierenden Hochbau.

Die Preisdynamik am Schweizer Immobilienmarkt hat 2024 im Vergleich zu den Vorjahren etwas abgenommen. Im letzten Jahresviertel 2024 blieb die Zahlungsbereitschaft für Wohneigentum insgesamt unverändert, während bei Renditeliegenschaften gar ein leichter Rückgang der Preise registriert wurde. Im Jahr 2024 betrug die Wachstumsrate für Wohneigentum 2.7%, diejenige für Renditeliegenschaften 1.1% (Quelle: IAZI). Mit der starken Senkung der Leitzinsen auf 0.5% reduzierte die Schweizerische Nationalbank die Finanzierungskosten deutlich. Zudem weist die Schweiz im Vergleich zum europäischen Umland eine nach wie vor solide Konjunktur und einen robusten Arbeitsmarkt auf, was weiterhin zu Zuwanderung führt. Diese Faktoren dürften die Nachfrage nach Wohnfläche sowohl zur Miete als auch zum Kauf weiter stützen. Die Tourismusregionen zeigen unverändert eine hohe Nachfrage nach Zweitwohnungen. In diesen Regionen wird bezahlbarer Erstwohnraum immer knapper, wodurch die politischen Diskussionen zugenommen haben.

Die internationale Wirtschaftslage ist weiterhin durch viele Unsicherheiten geprägt. Geopolitisch verstärken sich Konfliktherde und die Unsicherheit bezüglich der internationalen Wirtschafts- und Handelspolitik ist gross, protektionistische Tendenzen nehmen zu. Weiterhin angespannt ist die Lage der deutschen Industrie, was die betroffenen Bereiche der Schweizer Wirtschaft belasten könnte. Die konjunktur- und wechselkursexponierten Bereiche der Schweizer Exportwirtschaft dürften daher auch im Jahr 2025 durch die verhaltene Entwicklung – insbesondere im europäischen Ausland – und zusätzlich durch die relativ hohe Bewertung des Schweizer Frankens gebremst werden.

Die GKB führt ihre bisherige Kreditpolitik fort – trotz des anspruchsvollen wirtschaftlichen Umfeldes mit teils grossen Unsicherheiten. Für die Bündner Wirtschaft bleibt sie eine berechenbare und unterstützende Finanzierungspartnerin.

Wertberichtigungen/Rückstellungen und gefährdete Forderungen/Kundenausleihungen

 

 

in CHF 1’000

 

31.12.2024

31.12.2023

 

 

 

Gefährdete Forderungen (Impaired Loans)

218'933

209'722

Überfällige Forderungen (Non Performing Loans)

28'291

11'463

 

 

 

Wertberichtigungen und Rückstellungen für gefährdete Forderungen

45'769

49'697

Wertberichtigungen und Rückstellungen für inhärente Kreditrisiken

372'233

317'515

Total Wertberichtigungen/Rückstellungen für Kreditrisiken

418'002

367'216

 

 

 

Kennzahlen:

 

 

Gefährdete Forderungen in % der Bruttoausleihungen

0.9 %

0.9 %

Überfällige Forderungen in % der Bruttoausleihungen

0.1 %

0.0 %

Risikovorsorge in % Bruttoexposure

1.5 %

1.3 %

2.7 Bonitätsrisiken Banken

Die Bankenengagements konzentrierten sich im Berichtsjahr auf erstklassige Schweizer Banken. Der Bestand an Wertberichtigungen für inhärente Ausfallrisiken für Forderungen gegenüber Banken betrug am 31. Dezember 2024 unverändert 0 Franken.

2.8 Bonitätsrisiken festverzinsliche Finanzanlagen

Die festverzinslichen Finanzanlagen konzentrierten sich im Berichtsjahr auf qualitativ hochwertige liquide Aktiven (HQLA). Der Bestand an Wertberichtigungen für inhärente Ausfallrisiken für festverzinsliche Finanzanlagen betrug am 31. Dezember 2024 unverändert 0 Franken.

2.9 Länderrisiken

Die Auslandsengagements konzentrierten sich im Berichtsjahr unverändert auf westeuropäische Länder.

3. Bilanzstrukturrisiken

Ausführungen zu den Zins- und Liquiditätsrisiken sind im Offenlegungsbericht zu finden.

4. Übrige Marktrisiken

4.1 Finanzanlagen

Die performanceorientierten Finanzanlagen bestehen aus weltweit diversifizierten Anlagen in Aktien. Es wurden keine derivativen Finanzinstrumente eingesetzt. Neben den performanceorientierten Finanzanlagen hält das Stammhaus in den Finanzanlagen Obligationen zur Steuerung der Liquidität und der Bilanzstruktur. Diese Obligationen sind Teil der Bilanzstrukturrisiken.

4.2 Handelsbestände

Das Stammhaus betreibt kein Handelsbuch. Die Positionen in den Handelsbeständen dienen ausschliesslich der effizienten Abwicklung von Kundenaufträgen im Anlagegeschäft und werden mit Volumenlimiten und maximaler Haltedauer beschränkt.

4.3 Devisen- und Edelmetallrisiken

Die Devisen- und Edelmetallrisiken werden mit Volumenlimiten auf tiefem Niveau beschränkt. Das Stammhaus betreibt kein Handelsbuch mit Devisen- und Edelmetallrisiken.

5. Operationelle Risiken und operationelle Resilienz

Die GKB verfügt über eine Trennung der Funktionen, ein funktionierendes internes Kontrollsystem (IKS) und angemessene Kontrollen. Das IKS wird jährlich überprüft und angepasst.

Im Berichtsjahr wurden weitere Anforderungen des neuen FINMA-Rundschreibens 2023/1 («Operationelle Risiken und Resilienz – Banken») umgesetzt. Das Rundschreiben trat per 1. Januar 2024 in Kraft; im Hinblick auf die Anforderungen an die operationelle Resilienz gelten zum Teil Übergangsbestimmungen während bis zu zwei Jahren.

Im Berichtsjahr sind keine aussergewöhnlichen Ereignisse eingetreten. Die Verluste aus operationellen Risiken (direkte, cashwirksame Kosten) betragen 0.29 Millionen Franken (Vorjahr: 0.26 Millionen Franken).

6. Risikotragfähigkeit/Risikotoleranz

Die GKB positioniert sich mit einer überdurchschnittlichen Eigenmittelausstattung als sichere und zuverlässige Partnerin. Die Erfahrungen aus der Finanzmarktkrise sowie der Corona-Krise bestärken die GKB, an ihrem Überdeckungsziel festzuhalten. Die GKB strebt eine CET-1-/Tier-1-Ratio in einer Bandbreite von 17.5 bis 22.5 Prozent an. Am 31. Dezember 2024 wurde auf Stufe GKB-Finanzgruppe eine Tier-1-Ratio von 18.8 Prozent ausgewiesen. Damit liegt sie rund 201 Millionen Franken über der unteren strategischen Bandbreite.

Ihre Risikotoleranz in qualitativer und quantitativer Hinsicht bestimmt die GKB in einem jährlichen Prozess sowohl auf Stufe GKB-Finanzgruppe als auch auf Stufe Stammhaus. Die quantitative Risikotoleranz wird als Verhältnis zwischen der Maximalbelastung in einem Stressfall und der Risikodeckungsmasse ausgedrückt. Bei der Bestimmung der Maximalbelastung werden die Risikostrategien anspruchsvollen Stresstests unterzogen. Dabei kommt ein Betrachtungszeitraum von fünf Jahren zur Anwendung. Die konsolidierte Maximalbelastung (31. Dezember 2024: 915 Millionen Franken) der relevanten Risiken wird pragmatisch durch Kumulation der Einzelrisiken abgebildet. Die Risikodeckungsmasse (3.2 Milliarden Franken) entspricht den anrechenbaren Eigenmitteln zuzüglich der Wertberichtigungen für inhärente Ausfallrisiken per 31. Dezember 2024. Die quantitative Risikotoleranz wurde sowohl in Bezug auf aussergewöhnliche Marktschwankungen als auch auf unvorstellbare oder äusserst seltene Ereignisse stets eingehalten. Die qualitative Risikotoleranz wird in den Dimensionen Reputation, Recht, Mitarbeitende und Systeme definiert.

7. Eigenkapitalvorschriften (Basel III)

Bei der Berechnung der erforderlichen Eigenmittel werden gemäss Basel III die einfachsten Ansätze herangezogen. Im internen Risikomanagement setzt die Bank wo sinnvoll auf differenzierte Risikomodelle.

OffenlegungLagebericht